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Der Traum eines kleinen Mädchens...(148) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 31. Oktober 2012 um 14:32

Schluss mit Reitstall Hubertus...

 

Auch in der „dunklen“ Jahreszeit blieb der Reitstall Hubertus Pollys Lieblingsort. Dort hatte sie eben ihr Pferd, und das war für sie das Schönste. Die wöchentliche Trainerstunde bei Herrn Weber war jeweils der Höhepunkt. Das brauchte sie ja alles, um einmal eine ganz große Dressurreiterin werden zu können. Inzwischen hatte sich ihre Clique im Reitstall auf eine stattliche Anzahl von über zwanzig Kindern und Jugendlichen vergrößert und verfestigt. Sie selbst gehörte von Anfang an dazu, und einige Freundschaften hatten sich daraus ergeben. Alles, was sie brauchte, war im Reitstall, aber das drohte nun, verloren zu gehen.

 

Vergangenen Sonntag nämlich ordneten die Eltern ein gemeinsames Frühstück an. Die ganze Familie, also Polly und ihre beiden Brüder, die nur gelegentlich ritten, sollte sich versammeln.

 

In der jüngsten Vergangenheit war es immer so gewesen, dass Polly, schon bevor die anderen überhaupt aufgestanden waren, das Haus verlassen hatte, um in den Reitstall zu radeln. Dort nämlich fand um zehn Uhr das Musikreiten für die Erwachsenen statt. Diejenigen, die vorher die Schulpferde dafür fertigmachten und in die Halle brachten, bekamen meistens ein kleines Trinkgeld. Die gleichen Jugendlichen sollten nach dem Musikreiten die entsprechenden Pferde trocken reiten und wieder in den Stall bringen. Es hatte sich dabei so entwickelt, dass dieselben Jugendlichen immer „ihre eigenen“ Erwachsenen betreuten. Leider bekamen sie nicht alle das gleiche Trinkgeld. Aber immerhin… Deswegen fand sich Polly mit einigen ihrer Freunde schon um neun Uhr im Stall ein.

 

Das war also am vergangenen  Sonntag unmöglich wegen des gemeinsamen Frühstücks. Polly und ihre Brüder rätselten über den Grund nach. Sie befürchteten sogar einen gemeinsamen Spaziergang durch die Botanik. „Stellt euch doch mal vor, unsere Klassenkameraden sehen uns, wie wir mit den Oldies durch die Prärie latschen!“, klagte Andy. Dabei dachte Polly nur an das entgehende Trinkgeld. Schöner Mist! Der ganze Sonntag war versaut. Polly ahnte nicht, dass es noch dicker kommen sollte.

 

Sie erklärte sich großzügig bereit, an dem Projekt „Familien-Frühstück“ teilzunehmen (als ob sie eine andere Wahl gehabt hätte), wenn ihr nicht nur das entgehende Trinkgeld ersetzt würde, sondern sie auch danach mit dem Auto in den Stall gefahren und wieder abgeholt würde. Ihr Vater hob nur eine Augenbraue theatralisch hoch und zeigte ihr einen Vogel.

 

Das war ungerecht! Polly schmollte und motzte vor sich hin. Sollten die doch den Tisch für das blöde Frühstück selber decken! Sie jedenfalls würde kein Brettchen oder einen Eierbecher in die Hand nehmen. Was das Ganze sollte, wusste sie immer noch nicht. Aber es war schon außergewöhnlich, dass ihr Vater höchstpersönlich am Herd stand und Speck briet, dann noch Eier in eine Pfanne schlug. Dabei warf er Pollys Mutter zwischendurch vielsagende Blicke zu. Die verdrehte dann stöhnend die Augen, als stünde ein Weltuntergang und kein Sonntagsspaziergang an, was dem aber fast gleich kam.

 

„Wir habe beschlossen, dass Ihr nicht mehr nach Hubertus gehen sollt“, eröffnete Papa das Frühstück. Scherzen war nicht gerade Papas Stärke. Aber so ein Scherz am Sonntagvormittag war voll daneben. Papa war der uncoolste Vater, den es gab, fand Polly und lachte auch nicht.

 

„Es ist unser Ernst“, bestätigte Mama, und  ihr Blick blieb erwartungsvoll auf Polly gerichtet. „Wir haben unsere Gründe“, fügte sie noch hinzu.

 

„Du musst jetzt gar nicht anfangen zu diskutieren oder zu jammern, es ist beschlossene Sache und es ist nur zu Deinem Besten“, sagte Papa ganz ruhig zu Poly gewand. „Das ist beschlossene Sache“, sagte er wie ein Befehl.

 

Nur allmählich begriff Polly, was da angeordnet wurde. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt hatte sie so viele Jahre in diesem Reitstall ihre Freizeit verbracht und auf ein mal sollte das beendet sein? Warum ? Was würde mit Beauty passieren? Sollte sie nun doch noch ihr geliebtes Pferd verkaufen? Erst vor ein paar Wochen hatten ihre Eltern davon Abstand genommen, obwohl es da viel Geld hätte geben können. Da waren ihre Eltern noch auf ihrer Seite gewesen. Was sollte das jetzt? Polly begriff gar nichts mehr. Sie war zu geschockt, um wütend zu sein oder um in Tränen auszubrechen.

 

Es schossen ihr tausend Gedanken wie Kamera-Blitzlichter durch den Kopf. Sie konnte überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen. Noch während sie die Folgen einer solchen Anordnung ausmalte, stellte ihr jüngerer Bruder Andy die entscheidende Frage nach dem Grund.

 

„Dieser Reitstall ist kein guter Ort für Kinder“, stellte Pollys Vater fest und ließ keinen Zweifel daran, dass er davon selbst überzeugt war.

 

„Dass dort pausenlos die Polizei auftaucht, ist der Hauptgrund“, sagte Mama schnell und holte dabei tief Luft. „Pausenlos! Das stimmt doch gar nicht“, rief Polly entrüstet. „Ihr seid doch nie da. Das war doch nur Zufall, dass ihr die Polizei überhaupt einmal dort miterlebt habt“, erwiderte sie lautstark.

 

Ihre Eltern ihrerseits widersprachen dem. Sie wiesen daraufhin, dass nach dem Fund der menschlichen Knochen, die Polly gefunden hatte, die Polizei sich einige Tage hintereinander im Reitstall aufgehalten hatten. Auch wenn das schon ein paar Monate her war… Letzte Woche jedenfalls tauchten wieder Polizeibeamte im Reitstall auf wegen eines Leichenfunds im naheliegenden Stadtwald.

 

Pollys Mutter beschäftigte sich schon immer mit Pädagogik und Psychologie. Wann immer es angebracht oder auch nicht angebracht war, gab sie ihr angelesenes Wissen von sich. Jetzt sagte sie: „So ein Umfeld wirkt sich negativ auf die Seele einer Heranwachsenden aus.“ Sie meinte ihre Tochter Polly.

 

So ein Quatsch! Mama hatte keine Ahnung. Der Reitstall und Beauty taten ihrer Seele nur gut. Das müsste Mama doch erkennen, wenn sie so auf das Wohlbefinden ihrer Tochter erpicht war. „Du zerstörst mein Umfeld!“, schleuderte sie ihrer Mutter entgegen. „Und das tut meiner Seele überhaupt nicht gut“, rief sie nachdrücklich.

 

Ihr Vater tat so, als würden seine Argumente den elterlichen Entschluss wirklich erforderlich machen. „Dass erwachsene Menschen sich vor den Augen Jugendlicher in der Reitbahn prügeln, zeigt doch, was für ein Stall das ist“, sagte er ganz ruhig. „Da war doch der fremde Mann, der mit dem kleinen Mädchen in die Scheune gegangen war“, fügte Mama eifrig hinzu. „Das war doch das Allerschlimmste“, sagte sie ganz schnell, mehrmals nach Luft schnappend.

 

„Das war vor fünf (!) Jahren. Und es war nicht die Scheune. Es war der hintere Stall, und es war nichts Schlimmes passiert“, konterte Polly. Sie fand das so bösartig von ihren Eltern, jetzt alles Negative, was ihnen einfiel, anzuführen, nur um ihre Meinung durchzusetzen. Das Ungerechteste daran war, dass ihre Eltern kaum mehr in den Reitstall kamen. Höchstens, um mal  mit den anderen Erwachsenen zu saufen. Wenn Polly aber mal Beauty vorreiten wollte, hatten sie nie Zeit für sie. Solche Eltern wollten wissen, was in dem Reitstall wirklich abging? Sie wollten wirklich beurteilen können, ob Polly dort gut aufgehoben sei? Polly konnte es nicht fassen. Das ging doch gar nicht!

 

„Wir haben auch schon einen andren Reitstall für Dich ausgesucht“, setzt Papa noch einen drauf. Da explodierte Polly. Sie schrie herum, dass ihre Eltern überhaupt nichts verstünden. Sie hätten keine Ahnung von ihrer eigenen Tochter und was für sie gut sei. „Ich bin lieber im Reitstall bei Beauty und bei meinen Freunden als bei Euch hier zu hause. Am liebsten würde ich im Reitstall wohnen und nie mehr zu Euch zurückkommen“, schluchzte sie und versuchte dabei, ihre Eltern messerscharf ins Herz zu treffen. Dem bescheuerten  Herrn Neureich, der vorletzte Woche dem Trainer eine gedonnert hatte, würde sie auch noch einen Takt sagen. Damit hatte er doch ihren Eltern nur ein weiteres blödes Argument geliefert. Gegen die beiden Leichen konnte sie nichts tun. Aber alles andere war sowieso Quatsch. Ihre Eltern hatten keine Ahnung. Das Sonntags-Frühstück fand ein abruptes Ende.

 

Polly rief sofort ihre Freundin Anja an. Die würde sie schon unterstützen. Aber niemand ging ans Telefon. Anjas Handy war ausgeschaltet. Polly musste warten. Mindestens hundert mal rief sie Anja an. Es dauerte eine Stunde, bis die ihr Handy wieder eingeschaltet hatte. Anja nahm an. Polly schilderte aufgeregt das Geschehene. „Anja, Du muss mir helfen. Du musst meinen Eltern sagen, dass Hubertus der beste Reitstall auf der ganzen Welt ist und es den Pferden dort sehr gut geht, und dass Herr Weber den besten Unterricht gibt“, flehte Polly ihre Freundin an. Stille am anderen Ende der Leitung!

 

Schließlich sagte die: „Meine Eltern haben mir den gleichen Vortrag heute morgen gehalten!“ Polly war entsetzt. Keine Hilfe von dieser Seite also!

 

Sie hatte so auf Anja gehofft. Sie wusste, dass ihre Eltern deren Mutter und den Tierarzt-Vater von Anja sehr schätzten. Auf die hätten sie bestimmt gehört.

 

Es stellte sich heraus, dass Anja die gleichen Argumente für den Reitstall hervorgebracht hatte wie Polly. Aber die Eltern hatten sich im Vorfeld abgesprochen. Sogar den selben Reitstall hatten sie herausgesucht, wohin sie umstallen wollten. Man war sogar für den Sonntagnachmittag verabredet, um mit den Mädchen den anderen Stall zu besichtigen.

 

Gott sei Dank, dass der erwählte Stall so grottendreckig war, dass er überhaupt nicht infrage kam. Polly und Anja hatten Glück gehabt. Vielleicht konnten sie der Katastrophe doch noch entrinnen.

 

(Fortsetzung folgt,..)

 

 

 

 

 

 

 


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