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Der Traum eines kleinen Mädchens...(160) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 20. Februar 2013 um 13:20

 

Die Schwierigkeit mit dem Mitteltrab...


 

Wenn Polly so über sich und das Leben nachdachte, dann stand nach wie vor die Reiterei im Vordergrund, nicht die Schule. Sie wollte unbedingt eine große Dressurreiterin werden. Schule musste eben sein, vor allem, weil ihre Eltern das so verlangten. Daher war Polly auch nicht so überrascht gewesen, als sie die Gedichts-Interpretation vorgestern zurück bekam, mit einer 4. Der Lehrer hatte sie nämlich durchschaut. In seinem Kommentar über ihre Gedanken und Interpretation des Gedichts schrieb er, sie wäre keineswegs auf die Inhalte des Dichters eingegangen sei, sondern hätte allenfalls ein paar allgemein gültige Phrasen zu ein paar Frühlings-Bildern wiedergegeben hätte. Ohne jeglichem Bezug zu den eigentlichen Hintergründen. Sie hätte einfach nur geschwafelt.

 

Das war für Polly völlig in Ordnung, die 4 mehr,  als sie erwartet hatte. Eine noch schlechtere Note wäre für sie auch keine Überraschung gewesen. Nur vor ihren Eltern zeigte sie sich zerknirscht. Reine Schauspielerei. Dennoch hatte sie sich vorgenommen, nie mehr während des Unterrichtes Dressuraufgaben zu lernen. Damit wollte sie auf der sicheren Seite bleiben.

 

Polly hatte jedoch einen anderen Weg gefunden, mit möglichst geringem zeitlichen Aufwand, Dressur-Aufgaben auswendig zu lernen: Sie hatte die Kopien der LPO aus dem Schulrucksack herausgenommen und im Badezimmer neben der Toilette deponiert. So hatte sie diese ständig griffbereit, um in dem ungestörtesten Moment des Tages diese Blätter in die Hand zu nehmen und eine Aufgabe nach der anderen gedanklich durchzugehen.

 

Tatsächlich wurde sie dann nachmittags beim Reiten immer sicherer in der Abfolge der Lektionen. Nur manchmal noch verwechselte sie die einzelnen Aufgaben. Das wurde ihr bewusst, wenn sie zum Beispiel eine E-Aufgabe reiten wollte und plötzlich meinte, sie müsse  die Trab-Tritte verlängern. Das kam in „E“ aber nicht vor. Dann hatte sie wieder mal alles durcheinandergebracht. „Schritte verlängern“ gehörte in „A“ und in noch höhere Klassen.

 

Gestern kam es wieder zu so einer Verwechslung. Deswegen hatte sie ihren Vater gebeten, in seinem Büro noch einmal Kopien anzufertigen. Diese wollte sie dann in Klarsichthüllen stecken, mit in den Stall nehmen und auf die Bande legen. So könnte sie jederzeit nachschauen, wenn sie eben nicht weiter wusste.

 

Polly hatte sich „Großes“ vorgenommen: Sie wollte eine „A“-Dressur fehlerfrei vorreiten können. Sie spielte sogar mit dem Gedanken, eine solche Aufgabe auf einem Turnier zu nennen. Das war schon eine gewaltige Herausforderung, doch sie wollte das so, freiwillig. Darüber gesprochen hatte sie mit niemandem.

 

Da war es ihr gerade Recht gekommen, dass der Trainer, Herr Weber, in der vergangenen Woche das „Tritte verlängern“ im Trab hatte reiten lassen in seiner Stunde. Dadurch war Pollys Ehrgeiz noch mehr  angestachelt worden.

 

Sie wusste, dass ein Mitteltrab mit ihrer Tinker-Stute Beauty eher ein auswegsloses Unternehmen darstellte. Dennoch wollte sie ihr Bestes geben, um ausgerechnet diese Lektion gut auszuführen. Ein Tinker kann nun einmal nicht den Raumgriff zeigen, der einem Warmblut in hunderten von Jahren angezüchtet worden war. Doch Polly hatte immer noch Joachims Stimme im Ohr, die sagte: „Auch wenn ein Pferd von seiner Rasse oder Anatomie her eine Lektion nicht kann, so kann der Reiter im Rahmen der Möglichkeiten seines Pferdes genau diese Lektion üben und so gut wie möglich ausführen. Und punkten kann man dafür wieder in anderen Lektionen.“

 

Polly hatte ihren ganzen Mut zusammen genommen und Joachim danach gefragt, wie sie den „Mittel-Trab“ bei Beauty verbessern könnte. Zuerst schaute der Reitlehrer erstaunt. Dann aber bot er Polly an, sich am Sonntag nur für sie in die Bahn zu stellen und mit ihr diese Lektion  zu üben.

 

Das Angebot nahm Polly nur allzu gerne an. Glücklicherweise ergab es sich, dass sie am Sonntag-Mittag die Bahn  für sich hatte. Joachim erschien auch pünktlich, um ihr eine Trainingseinheit zu geben.

 

Es war alles sehr anstrengend für Polly. Joachim erklärte die Schwierigkeiten eines korrekten Mittel-Trabes. Dabei stellte sich für Polly heraus, dass das nicht einfach bedeutet, das Pferd müsse schneller traben, sondern es kam darauf an, dass die einzelnen Trabschritte länger, also ausholender,  wurden.

 

Polly sollte, wenn sie durch die Diagonale ritt, zuerst einmal an der kurzen Seite davor Beauty im Trab ganz zurücknehmen, sagte Joachim. Dabei sei das Wichtigste, „Druck zu machen“. Polly sollte feste treiben, dabei Beauty aber zurückhalten. Nach dem Abbiegen auf die Diagonale müsste sie Beauty gerade richten, die Hände ruhig nebeneinander stehen lassen und den „Druck“ herausnehmen.

 

Natürlich galoppierte Beauty an. Polly bog ab, um neu anzusetzen. Sie versuchte Beauty zurückzuhalten. Wie aber sollte dabei der verlängerte Trabschritt herauskommen? Es war alles so schwierig!

 

Erst beim vierten Mal gelang es Polly, den Trab zu halten. Joachim hatte ihr erklärt, dass sie ihre Hände ganz ruhig halten müsse, sonst würde Beauty die kleinste Bewegung als Parade zum Angaloppieren verstehen.

 

Außerdem müsse Polly an der kurzen Seite vor der Diagonalen noch mehr Druck machen, Kreuz- und Schenkelhilfen müssten verstärkt auf das Pferd einwirken.

 

Tatsächlich zog Beauty beim nächsten Durchreiten der Diagonalen mit einem heftigen Antritt an. Polly musste aufpassen, nicht aus dem Sattel gezogen zu werden. Es war ein herrliches Gefühl! „Dranbleiben“, rief Joachim ihr zu, „bis zum Hufschlag.“

 

„Am Hufschlag Schritt und Zügel locker lassen“, kommandierte er.  Polly musste alles fünfmal rechts herum und links herum reiten. Jedes Mal sollte sie beim Erreichen des Hufschlages durchparieren zum Schritt.

 

Dann wusste Polly mit einem Mal, warum und was Joachim verlangt hatte: Vor dem Mitteltrab musste sie soviel Druck aufbauen, damit Beauty auf der Geraden richtig anzog, bis zum Hufschlag konnte Polly weiter vorwärts treiben. Weil Beauty da wohl bereits ahnte, dass Polly durchparieren musste, kam sie von allein zurück. In der Aufgabe hatte Polly nur noch darauf zu achten, dass Beauty nicht in Schritt fiel. Dann war die Lektion gut!

 

Polly hatte verstanden, worum es ging. Von da ab konnte sie alleine weiter trainieren. Schade nur, dass der Tinker-Trab nicht wie bei einem Großpferd aussehen konnte, doch dafür konnte das Pferd nicht.

 

Weil niemand von ihren Freunden diese Übungsstunde mit Joachim gesehen hatte, sah Polly auch keine Veranlassung darüber zu reden.  Sie hatte also alle Zeit der Welt, um am verlängerten Trab zu arbeiten. Sie wusste jetzt wenigstens, wie der Mitteltrab zu reiten war. Hauptsache, der Dressur-Richter würde einen deutlichen Unterschied zum Arbeitstrab erkennen. Sie würde jedenfalls, das nahm sie sich vor, ein Maximum aus ihrer Beauty herausholen. Den Konkurrentinnen wollte sie es auf jeden Fall schon zeigen. Aber gegen Brigittas Solana hätte Beauty wohl keine Chance!

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 


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