Der Reitsport vernichtet sich selbst... |
Geschrieben von: Peter F. Cronau/ dl |
Freitag, 26. Juli 2024 um 14:27 |
Wuppertal. Der langjährige Tierarzt und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Dr. Peter F. Cronau, wagt in seiner Zeitreise einen düsteren Blick auf die Zukunft des Reitsports, vor allem im Olympischen Programm, die jüngsten Ereignisse geben ihm zusätzlich recht... Als ich im Jahr 1971 – das vorolympische Jahr in München – als junger Tierarzt am Ende der Rennbahn meine Funktion als Kontrollorgan verrichtete, konnte ich nicht ahnen, dass acht weitere Teilnahmen an Olympischen Spielen folgen würden. Zuletzut war ich 2004 bei den Sommerspielen in Athen. Bis zum heutigen Tag der Eröffnung der XXXIII. Olympischen Spiele ist vieles in dieser Disziplin geschehen, was nicht alles positiv gesehen werden muss. Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und dem Olympischen Geist sehr verbunden, hatte ein wenig resigniert 1980 gesagt, dass „die Fortdauer der Spiele nicht für die Ewigkeit gedacht ist“. Die gesamte Misere beweist ein Athlet, der nach Seoul lebenslang gesperrt wurde (ich saß seinerzeit auf der Tribüne), vier Jahre später 1992 in Barcelona über 100 Meter an den Start gehen konnte. Bei den heutigen Diskussionen um Doping geht es nicht mehr um Gebrauch oder Nichtgebrauch, sondern nur noch um die Dosierung. Die Vorfälle im Reitsport haben in der kurzen Vergangenheit an Dynamik zugenommen, die einerseits nicht nur die Beteiligung an Olympischen Spielen gefährdet, sondern andererseits gegen den verbrieften und im Grundgesetz verankerten Tierschutz verstößt. Gesellschaftspolitisch lässt sich jegliche Beziehung und Verantwortung gegenüber der Kreatur vermissen. Damit diese Szene nicht in Vergessenheit gerät, hier eine Liste der jüngsten Ereignisse:
Aber auch im organisatorischen Umfeld sind Manipulationen, andere Vergehen und Entwicklungen zu beobachten:
Die unter Dr. h.c. Gustav Rau in den fünfziger Jahren gegründete Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) basiert auf dem Ausgangspunkt in der ländlichen Reiterei. Sie hat eine Evolution hinter sich, dass er sich wohl im Grabe umdrehen würde. Die Entwicklung hat mit steigender Tendenz einen ätzenden und verachtenswerten Status eingenommen, wo nur Schotter (die korrekte Bezeichnung) gilt und unter Werten man nur Wertpapiere meint. Wie geht es weiter? Deutsche Olympia-Sportbund (DOSB): „Das Wohl der Tiere und faire Wettkampfbedingungen müssen im Mittelpunkt stehen.“ Der Reitsport wird nach den katastrophalen tierschutzrelevanten nachvollziehbaren Ereignissen der Herausnahme aus dem Olympischen Programm – im Modetnen Fünfkampf bereits beschlossen - entgegensehen müssen. Kein anderer als Antonio Samaranch, ehemals Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sagte zwar dereinst auf einer FEI-Sitzung in Rom. der Reitsport bleibe im Olympischen Programm, solange er fernsehbar (televisable) sei. Da wusste er noch nicht, was das Pferd im Laufe der Jahre noch alles erleiden musste... Unter distanzierter Betrachtung von außen und vorsichtig kritisch bewerteter Einschätzung kann der Reitsport als solcher im Top-Niveau für Tierliebhaber nicht mehr „verkauft“ werden. Das führt zwangsweise zu Abscheu und Abkehr des Sports mit Pferden, die wohl einiges erleiden müssen. Da helfen auch viele warme Worte und Absichtserklärungen einfach nicht mehr. Es ist nicht fünf, sondern fünf nach Zwölf. TV-Rerporter und Ansager auf Turnieren, Hans Heinrich Isenbart, schloss seine Kommentare immer mit dem Satz ab: „Und vergessen Sie die Pferde nicht!“ Es kommen schwierige Zeiten auf den Reitsport zu. Schlimmer kann es kaum noch werden.
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