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Der Traum eines kleinen Mädchens...(166) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 10. April 2013 um 13:13

 

Polly muss operiert werden...

 

Nach der Freude über die Platzierung in der A-Dressur letzte Woche folgte nun unerwartet eine ebenso große Enttäuschung. Polly sollte an der Hand operiert werden. Ausgerechnet jetzt, wo die Turniersaison für sie gerade begonnen hatte. Sie wollte doch noch so viele Turniere nennen – nun dieser blöde Eingriff, doch er war unumgänglich. Sie hatte ein hässliches Überbein auf dem Handrücken. Ihre Hand glich der einer Neunzigjährigen.

 

Abgesehen von den immer heftiger werdenden Schmerzen plagten sie noch wichtigere Probleme. Wer sollte sich in der Zeit um ihre Beauty kümmern? Der Hausarzt hatte vorausgesagt, dass sie mindestens zehn Tage ausfallen würde. Wahrscheinlich müsse ihre Hand nach der Operation sogar eingegipst werden. Die endgültige Aussage aber würde der Chirurg im Krankenhaus geben.

 

Zehn volle Tage! Polly war sich sicher, dass kein anderer ihre Beauty reiten dürfe. Das mochte sie einfach nicht. Aber man konnte ja von keinem verlangen, jeden Tag das Tier zu pflegen und es dann auch noch allenfalls  zu longieren. Natürlich würde jeder heiß aufs Reiten sein. Genau das aber wollte Polly ja nicht. Sie würde schon nach fünf Tagen wieder auf dem Pferd sitzen. Das war mal sicher. In ihren Gedanken nahm sie sich selber dieses Versprechen ab.

 

Wer kam überhaupt in Frage, sich um Beauty kümmern zu dürfen? Es war ja auch eine überaus große Verantwortung, die Polly da zu übergeben hatte. Darüber musste derjenige sich schon im Klaren sein.

 

Polly ging in Gedanken alle diejenigen durch, die dafür überhaupt in Betracht kamen. An erster Stelle stand Aggi. Die Tochter des alten Reitlehrers war schon immer Pollys Favoritin gewesen. Aber Aggi hatte erst vor kurzem eine Arbeitsstelle in der Stadt angetreten. Deshalb kam sie ziemlich spät am Abend in den Stall, um ihr eigenes Pferd zu trainieren. Somit dürfte sie für Beauty keine Zeit mehr haben. Brigitta kam überhaupt nicht erst in Betracht, weil sie doof war. Außerdem hatte sie Angst. Das wusste Polly ganz genau. Cordula war Klassenbeste, und ihre Mutter tat alles, damit das bis zum Abitur auch so bliebe. Beim Reiten musste sie auch die Beste werden. Also waren Nachmittag und Abend für deren Karriere verplant. Polly fand außerdem, dass Cordula mit zwei eigenen Pferden sowieso völlig ausgelastet war. Die hing nie mit der Reitstallclique ab, nur um ein bisschen Spaß zu haben. Die musste immer gleich nach Hause und für die Schule lernen.

 

Polly kam zu dem Entschluss, derjenige, der selber ein eigenes Pferd zu reiten hatte, käme nicht in Betracht. Doch sie musste unbedingt jemanden für Beauty finden, der auch Pferde liebte, der auch mit Tieren gut umgehen konnte und nicht darauf bestehen würde, ein Pflegepferd reiten zu wollen. Da kam eigentlich nur eine Person in Frage: Anne.

 

Ganz tief im Innersten ihrer Seele aber widerstrebte es Polly, Anne um Hilfe zu bitten. Jeder fragt immer nur Anne. Alle wussten, dass Anne so gerne selbst mehr reiten würde. Aber ihre Eltern unterstützten sie nicht. Sie gaben ihr kein Geld für Reitstunden, so durfte sie allenfalls Trockenreiten. In den seltensten Fällen ließ der Reitlehrer sie mal umsonst an einer Schulstunde mitreiten. Dafür wurde sie aber von ihm zu kleineren und größeren Handgriffen herangezogen. Also stand für Polly fest: Anne wurde von allen nur ausgenutzt. Und das wollte Polly auf keinen Fall.

 

Dieses Problem konnte sie nur durch zwei Dinge umgehen: Entweder sie ließ Anne Beauty reiten oder sie bezahlte viel Geld für die Pflege und Bewegung des Pferdes. Beides war für Polly unmöglich. Sie hatte außerdem kein eigenes Geld.

 

Während sie in Gedanken versunken ihre Beauty putzte und zum Reiten fertig machte, dachte sie die ganze Zeit daran, was sie machen sollte. Es war schon gut, dass sie heute keine Trainerstunde hatte, sie war zu unkonzentriert aufs Reiten. Die meiste Zeit ging sie Schritt. Sie dachte nach.  Zehn Tage Ausfall! Eine Katastrophe.

 

Dennoch sprach Polly Anne an. Die sagte gleich zu. Bisher hatten sie nur vom Longieren gesprochen, nicht vom Reiten. Aber Polly wusste ja, dass es Annes sehnlichster Wunsch war, einmal mehrere Tage hintereinander reiten zu dürfen. Polly war hin- und hergerissen. Ihr Gerechtigkeitssinn sagte ihr, sie müsse Anne Beauty reiten lassen, wenn sie das Pferd auch pflegen sollte.

 

Schließlich entschloss sie sich, noch einen weiteren Tag herauszuschlagen, um nachzudenken. Sie bot Anne an, morgen einmal Beauty zu reiten. Unter Pollys Aufsicht und nachdem Polly Beauty vorher selber abgeritten hatte. Dann würden sie beide sehen, wie das klappte. Danach würde Polly eine Entscheidung fällen. Das aber sagte sie Anne noch nicht. Allerdings hatte Polly das Aufblitzen in Annes Augen bemerkt, als sie mit dem Vorschlag kam. Sie hatte also Recht gehabt, Anne wollte Beauty sehr gerne in den zehn Tagen reiten.

 

Später kam Polly noch der Gedanke, wenn Anne schon Beauty reiten würde, sollte sie an den Stunden teilnehmen. Dann wären sie jedenfalls beide unter Kontrolle des Reitlehrers. Sie würde vorher auch mit dem sprechen, dass er ein Auge auf Beauty haben sollte, solange Polly im Krakenhaus war. Danach würde sie ja selber wieder da sein.

 

Abends, zuhause, wollte Polly mit ihren Eltern über das Problem sprechen. Die aber verstanden überhaupt nicht, worum es ging. Konnte Beauty nicht einfach die ganze Zeit auf der Weide stehen? Pollys Eltern dachten gar nicht an Leistungsstand und Kondition, was ja wichtige Faktoren auch für den Sportkameraden Pferd waren. Sie konnten sich gar nicht vorstellen, dass ein Pferd, was jeden Tag trainiert wird und plötzlich nur auf die Weide geht, krank werden könnte. Dass so ein Sportpferd, wenn auch „nur“ ein Tinker,  in so einem Fall vorher langsam abtrainiert werden müsse, über Wochen, die Polly ja gar nicht mehr vor der Operation zur Verfügung standen. Pollys Eltern waren keine Hilfe. Sie sahen aber, dass da ein Problem auf sie zukommen könnte: Anne musste bezahlt werden.

 

„Du musst nicht meinen, dass wir für Deine Beauty noch mehr Geld ausgeben“, sagten sie wie aus einem Munde. Pollys Problem hatte sich nicht in Luft aufgelöst.

 

Anne war am nächsten Tag schon vor Polly im Stall. Von sich aus, ohne dass es abgesprochen war, hatte sie schon mal Beautys Hufe ausgekratzt. Polly freute sich darüber, fühlte sich aber umso mehr unter Druck gesetzt. Ihr war klar, was Anne von ihr erwartete.

 

Annes Reiten auf Beauty war ok. Polly ließ sie zwanzig Minuten reiten. Auch Trab und Galopp. Sie verließ sogar die Bahn und Anne konnte sich in Ruhe unbeobachtet auf Beauty einstellen. Dann erschien Polly wieder und rief Anne zu sich. „Bist Du damit einverstanden, dass Du als Dankeschön für Deine Hilfe Beauty während der zehn Tag in der Abteilung reitest?“, fragte sie die Freundin. Ein Strahlen ging über Annes Gesicht, so freute die sich. Es war ihre große Chance zu zeigen, dass auch sie reiten konnte. Es bedeutete gleichzeitig auch  große Anerkennung für sie, dass Polly sie ihr Privatpferd reiten ließ. In der Hierarchie der Reitstallleute war sie sprunghaft nach oben gerutscht. Noch von Beauty aus lehnte Anne sich nach vorne und gab Polly einen dicken Schmatzer auf die Wange.

 

Polly war erleichtert. Die Entscheidung war gefallen. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Anne würde alles geben, um Beauty gut zu versorgen. Eigentlich hätte sich Polly nie so viele Gedanken zu machen brauchen. Annes Reiterei war gar nicht so schlecht. Polly konnte sich nun der Operation stellen. Eine weitere Herausforderung kam somit auf sie zu. Hoffentlich macht der Arzt keine Fehler, damit sie auch in Zukunft schmerzfrei die Zügel halten konnte.

 

(Fortsetzung folgt…)

 


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