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Der Traum eines kleinen Mädchens...(181) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Freitag, 27. September 2013 um 11:59

Polly zeigte es den anderen...

 

Der Bau eines neuen Dressurvierecks hinter der großen Reithalle schritt weiter voran. Obwohl Reitstallbesitzer Lichtenhügel bis zuletzt nicht mehr im Reitstall aufgetaucht war, setzten die Arbeiter ihre Arbeit fort. Haralds großer Bruder Hans, der älteste Sohn von Lichtenhügel, beaufsichtigte die Fortführung der Arbeiten. Polly freute sich riesig darüber. In Gedanken malte sie sich schon aus, wie sich das wohl anfühlen würde, auf solch einem großen Dressurviereck schwierige Lektionen zu reiten. Sie träumte schon davon und sah sich selbst wieder einmal als erfolgreiche Dressurreiterin.

 

Ihre Beauty betrachtete sie dabei allerdings nicht unbedingt als das, was sie war. Nämlich eine Tinker-Stute. Polly dachte zwar an die großen Dressurlektionen, die ihr Pferd können würde, übersah dabei großzügig den Umstand, dass es sich bei einem Tinker um eine Art Kaltblut handelt. Zurück in der Realität sagte sie sich, dass sie selbst auch auf einem Rasse-Pferd die entsprechenden Lektionen lernen könne. Und damit hatte sie Recht. Sie setzte ihr Training daher mit vollem Eifer fort.

 

Ihr kam hierbei zu Hilfe, dass man im Reitverein beschloss, zusätzlich zu den Jugend-Trainingsstunden weitere Dressurstunden einzuführen. Konkret hieß das für Polly und einige ihrer Freunde, dass sie zweimal in der Woche an einer zielgerichteten Trainingsstunde teilnehmen konnten. Wer jetzt jeweils als Trainer diese zusätzliche Stunde abhalten würde, stand noch nicht fest. Als sicher galt aber, dass der Schulstunden-Reitlehrer van Hopps es nicht sein würde. Es wurde vorgesehen, dass der externe Trainer, Herr Weber, sich mit Joachim abwechseln würde. Vielleicht würde auch die Tochter von Reitlehrer van Hopps, Aggi, die selber Turniere ritt, die eine oder andere Trainerstunde abhalten. Polly war alles recht. Hauptsache guter Unterricht. Sie wollte unbedingt besser werden.

 

Die stalleigene Konkurrenz saß ihr im Nacken. Ihre Haupt-Konkurrentin Brigitta bekam mittlerweile externen Reitunterricht. Ihr Vater, Herr Neureich, verlud die Stute Solana einmal in der Woche, um bei einem Herrn Hoffmann in Düsseldorf Dressurstunden zu erhalten. Für  die Karriere seiner Tochter Brigitta tat Herr Neureich alles. Neidisch sah Polly beim Verladen zu. Brigitta hatte es gut. Pollys Vater sagte allenfalls dazu: „Dabei sein ist alles. Man muss nicht immer gewinnen“. Damit war der fein raus. Er sah sich nicht veranlasst, für guten Reitunterricht nur einen Cent auszugeben. Im Grunde war ihm völlig egal, wie ambitioniert seine Tochter war. Es interessiert ihn einfach nicht.

 

Schon gestern war um achtzehn Uhr das zusätzliche Dressurtraining angesetzt. Sechs Teilnehmer fanden sich rechtzeitig zum Warmreiten in der Bahn ein. Nur – ein Trainer fehlte. Bis zehn nach sechs warteten die Reiter. Niemand kam. Zunächst. Dann erschien Gudrun und erklärte, dass sie für heute eingeteilt sei, die Stunde zu geben. Polly fiel das Herz in die Hose. Es war unbestritten, dass Gudrun selber eine gute Turnierreiterin war. Aber sie hatte Haare auf den Zähnen. Die hatte keine Hemmungen auszusprechen, was Gott verboten hatte. Null Respekt! Vor niemandem. Sie war die Freundin von Hans Lichtenhügel.

 

„Wie, Polly, Du nimmst an der Stunde teil? Auf dem Tinker?“, schrie sie laut durch die Reitbahn. Dabei wusste Gudrun ganz genau, dass Polly immer an den angebotenen Turnierstunden auf ihrem eigenen Pferd teilnahm. Sie hatte nun mal kein anderes und sie liebte ihre Beauty. Das alles war hinreichend bekannt im Verein. Es war eine bewusste Provokation von Gudrun. Sie fand das lustig, Polly fand die Bemerkung verletzend.

 

Gudrun ließ augenblicklich eine Abteilung bilden und nannte die ersten fünf Pferde in der Reihenfolge, die sie wünschte. Beautys Name fiel nicht. Es schien selbstverständlich, dass Polly in Gudruns Abteilung das Schlusslicht bildete. Sie hatte das kleinste Pferd mit den kürzesten Schritten.

 

Gudrun ließ sofort antraben, aussitzen und Schlangenlinien durch die ganze Bahn reiten. Fünf auf der einen, fünf auf der anderen Hand. Dazu hielt sie einen Vortrag von links- und rechts-Stellung/Biegung im Wechsel mit Geradestellung des Pferdes. Es geht hierbei um Durchlässigkeit, also das geschmeidige und unmittelbare Reagieren des Pferdes auf die Hilfen. Polly wusste das natürlich schon alles. Immer wieder hatte Joachim diese Lektionen den jungen Reitern erklärt. Schon, als sie alle noch Ponys ritten. Gudrun tat so, als sei alles ihre Erfindung und es sei die größte Sache der Welt, es an die Teilnehmer der Abteilung heute in der ersten zusätzlichen Trainerstunde weiterzugeben. Polly fühlte förmlich, wie cool sich Gudrun dabei vorkam.

 

Dann verlangte sie Tempo-Unterschiede. Zuerst im Trab. Fünf Tritte zulegen, dann wieder einfangen. Wieder zulegen, einfangen. Die ganze Zeit. Bis sie anderes kommandieren würde. „Ich sehe ja gar nichts“, brüllte sie hysterisch. „Deutlicher!“ verlangte sie lauthals. Die Zuschauer an der Bande vermehrten sich. „Kein Richter würde so je einen Unterschied erkennen. Wie soll er da Noten geben können?“ fragte Gudrun gespielt verzweifelt. Dabei schüttelte sie den Kopf und fasste mit beiden Händen an ihre Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen. Einfach nur theatralisch! Blöde Kuh, dachte Polly.

 

Aber sie gab sich Mühe. Wie die anderen, die vor ihr ritten. Die Übergänge wurden immer deutlicher. Der Abstand zwischen Beauty und dem Vorderpferd wurde größer. Beim Zulegen konnte Beauty mit ihren kleinen Tinker-Schritten nicht mithalten, der Raumgriff war nicht so groß wie bei den anderen Pferden. Für ihre Verhältnisse gab sich Pollys Pferd große Mühe. Polly fühlte wie es richtig anzog auf ihre vorwärtstreibenden Hilfen hin. Polly hatte in der Vergangenheit diese Lektion schon öfter geübt. Beauty wusste, was von ihr verlang wurde. Dennoch wurde der Abstand immer größer. Das Parieren zum versammelten Trab klappte ganz gut. Beauty reagierte. Und das schönste war, sie blieb die ganze Zeit am Zügel. Beim vorwärts Treiben hob sie sich nicht heraus. Beim Einfangen auch nicht.

 

Genau das aber passierte bei einigen anderen. Gudrun rief durch die Reithalle, dass die Zügel nicht einfach wegwerfen sollten, um schneller zu traben, sondern man sollte im Vorwärtsreiten eine gummiartige Verbindung zum Pferdemaul halten. Die treibenden Hilfen sollte man gegen kleine Paraden reiten, damit das Pferd im Vorwärts nur etwas den Hals dehnen konnte. Beauty konnte das. Aber Gudrun schaute gar nicht auf sie.

 

„Polly, mach den Hufschlag frei! Die Abteilung kann nicht weiter reiten!“, brüllte die Ersatz-Trainerin mit unbarmherziger Härte. Polly erschrak. Sie hatte im Eifer nicht bemerkt, dass das Tetenpferd hinter ihr trabte. Polly wich auf den zweiten Hufschlag aus.

 

Gudrun schaute gar nicht hin. Sie war nur mit den Warmblütern beschäftigt. Polly fand das so ungerecht. Beauty gab sich alle Mühe. Polly hatte ein super Gefühl auf ihrer Stute. Für ihre Verhältnisse zeigte sie sich äußerst durchlässig und stand voll an den Hilfen. Gudrun merkte das das gar nicht.

 

Polly war jedoch zufrieden mit ihrem Pferd. So gut ging Beauty  noch nie, wie in dieser Stunde. Es lag wohl auch daran, dass Gudrun so herummotzte. Erst nach fünfzehn Minuten ließ sie die Abteilung zum Schritt durchparieren. Alle atmeten auf und konnten etwas verschnaufen. Polly hing sich wieder an die Abteilung heran. Alle, aber auch wirklich alle Pferde waren nass geschwitzt. Nicht nur Beauty!

 

Dann kommandierte Gudrun: „Durchparieren zum Halten und auf Kommando rückwärts richten.“ Sie verlangte ganz genau fünf Schritte und dass das Pferd geschlossen danach auf vier Beinen stehen sollte. Sie meinte damit, dass die beiden Vorderbeine und Hinterbeine nach fünf Schritten jeweils exakt nebeneinander stünden. Man dürfe von jeder Seite, vorne und hinten jeweils nur zwei Beine sehen können, erklärte sie. Dann ging es los, das Kommando kam.

 

Alle Pferd standen. Nein – nicht alle. Die Stute von Karl-Alfred zappelte herum und stellte sich quer. Die brachte er doch nie zum ruhig Stehenbleiben!, dachte Polly. Solana machte auch Theater.

 

„Sieh mal an, nur ein Pferd steht korrekt. Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet unsere kleine Polly mit ihrem Steiff-Pferdchen steht am korrektesten“, rief Gudrun mit gespieltem Erstaunen. „Zufall!“ zischte Brigitta leise. Aber nicht leise genug. Alle hatten es gehört. Auch Gudrun. „Noch Mal!“, schrie die lautstark durch die Bahn.

 

„Kein Zufall“, brüllte sie spontan. „Nur das Spielzeug-Pferdchen von unserer Dressur-Polly steht ordentlich. Alle anderen stehen schlecht!“, rief sie frech in die Reitbahn.  Sie standen  gar nicht oder nach hinten heraus. Polly konnte das von hinten gut sehen.

 

Polly ärgerte sich über Gudrun. Aber sie zeigte allen, was ihre Beauty konnte. Vielleicht keinen guten Mitteltrab, aber Halten schon. Und das korrekter als alle anderen. Beauty machte keine vier, auch keine sechs Schritte, sondern genau fünf Schritte rückwärts. Wie es Gudrun verlangt hatte. Polly würde es ihnen schon zeigen. Sie hatte noch den ganzen Winter vor sich.

 

Mit gemischten Gefühlen  beendete sie für heute das Training bei Gudrun. Es war kein Zuckerschlecken. Die verlangte einfach zu viel. Aber mit sich selber und vor allem mit Beauty war sie sehr zufrieden. Ob es aber eine gute Stunde war, was sie da erlebt hatte, bezweifelte sie. Zu oft war Gudrun unverschämt gewesen. Nur, weil sie kein Warmblut hatte. Das war doch einfach ungerecht. War denn Beauty kein liebes Pferd? Gab sie sich nicht genauso Mühe wie jedes andere Pferd hier im Stall auch? Gudrun war einfach zu blöd, um das zu erkennen. Polly holte Zückerchen und gab sie Beauty. Dabei streichelte sie ihr liebevoll über die Nase.

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 

 

 

 


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