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Der Traum eines jungen Mädchens...(196) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 30. April 2014 um 13:52

Polly wird neidisch und eifersüchtig

Für Polly brachte der Einzel-Reitunterricht sehr viel. Ihr junger Wallach Florian machte Fortschritte. Nur manchmal überkam Polly Frust. Nicht immer reagierte Florian, wie sie wollte. Auch wenn eine Lektion schon mehrmals hintereinander gut geklappt hatte, konnte sie beim nächsten Mal in die Hose gehen. Obwohl Polly dann meinte, nicht anders als sonst geritten zu sein. Es lag also an der Beständigkeit. Die konnte bei einem vierjährigen Pferd noch nicht gegeben sein. Außerdem war Polly mit ihren sechzehn Jahren auch noch viel zu unerfahren, als dass sie selbst eine beständige Komponente in der Ausbildung ihres Dressurpferdes sein konnte. Das erklärte ihr der Trainer Joachim immer wieder, wenn sie zu ungeduldig wurde.

 

Seit einiger Zeit gehörte Polly zu drei ehrgeizigen Vereinsmitgliedern, die Einzel-Unterricht bei Joachim erhielten. Polly hatte damit angefangen und die anderen waren von den Fortschritten beeindruckt. Deswegen wurde von den  Eltern der anderen beiden ebenfalls Einzel-Unterricht organisiert.

 

Für den jungen Reitlehrer Joachim ergab sich so zusätzlich ein lukratives Geschäft innerhalb des Reitstalles Hubertus. Auf der einen Seite wurde er  regelmäßig als Ergänzung zu dem alteingesessenen Reitlehrer Herrn van Hopps eingesetzt und stand somit auf der Gehaltsliste des Reitstall-Eigentümers. Dieser Umstand blieb vom Vereinswesen unberührt, führte aber dazu, dass niemand gegen Joachims Privat-Engagement etwas einzuwenden hatte. Der tanze also  vorteilhaft auf beiden Hochzeiten: der des Reitstall-Eigentümers und der des Vereins beziehungsweise dessen Privat-Mitgliedern.

 

Das allerdings war Polly egal. Sie wollte eine gute Reiterin werden und ihr eigenes Pferd zu einem guten Dressurpferd ausbilden. Dabei half ihr Joachim. Weil sie die erste war, die bei ihm Trainerstunden nahm, bezahlten ihre Eltern einen geringeres Entgelt als die anderen beiden. Aber die Jugendlichen interessierten sich nicht dafür. Ihr Ehrgeiz lag im sportlichen Bereich. Sie beäugten sich gegenseitig ganz genau, wie wer welche Lektion am besten ritt, welches Pferd am besten ging. Dabei war der Altersunterschied der Tiere ausschlaggebend. Angelique von Cordula war mit acht Jahren am ältesten. Solana von Brigitta Neureich schon sechs Jahre alt. Florian mit vier das jüngste Pferd der Dreien.

 

Brigitta hatte es am besten, fand Polly. Die wurde noch zusätzlich, schon seit langem, einmal in der Woche nach Düsseldorf gebracht, wo sie von einem Berufsreiter Extra-Unterricht erhielt. Was da abging, wusste im Stall keiner. Man sah nur, dass Brigittas Vater ihre Stute regelmäßig auf den Pferdehänger verlud. Nach ein paar Stunden kehrten sie zurück. Polly hatte aber niemals das Gefühl, dass Brigitta dadurch einen sichtbaren Vorsprung in ihrer Ausbildung erreichte. Nur das Vokabular, das Brigitta bei ihren Erzählungen gebrauchte, war etwas anders, als hier in ihrem Reitstall benutzt wurde. „Das liegt am Umgang mit den Profis, die ich dort treffe. Meine neuen Freunde!“, erklärte Brigitta ihr hochtrabendes Geschwätz. In ihrer Reitweise allerdings schlug sich das Hochtrabende wenig nieder, fand Polly. Dennoch bemühte sie sich, dieses Vokabular sich selber zueigen zu machen. Sie fand es cool.

 

Immer wieder drehten sich Pollys Gedanken um die Verbesserung ihrer eigenen Reiterei. Natürlich legte sie immer Mal wieder eine „Spiel-Stunde“ ein, in der sie mit ihren Freundinnen nur herumalberte, anstatt ordnungsgemäß zu trainieren. Deswegen ging ihr Florian aber keineswegs schlechter, als die anderen. Brigitta hatte das Pech, dass ihr sehr ehrgeiziger, aber wenig erfolgreicher Vater ein großer Dressurreiter sein wollte. Er kam jeden Tag in den Stall, um seinen Aviso zu reiten. Erwischte er seine Tochter einmal beim Herumalbern mit den anderen, ging er direkt dazwischen und rief Brigitta zur Ordnung. „Oje, die Arme“, dachte Polly und lachte dennoch. Ihr ging es gut.

 

Cordula auf Angelique war überaus strebsam. Sie hielt sich auch selten bei der Reitstall-Clique auf. Sie gehörte eigentlich nicht dazu. Aber sie erschien täglich im Stall, um ernsthaft zu trainieren. Cordula war eine nette Person. Ihre Mutter, von der Polly wusste, dass sie Gedichte schrieb, passte immer genau auf. Nur selten trank diese einen Tee in der Tränke. Meistens stand sie an der Bande und, ohne etwas zu sagen, beobachtete sie jeden Schritt und jede Lektion, die von Angelique gefordert wurde. Cordula war die einzige aus Pollys Altersklasse, die schon von einem auswärtigen Turnier mit einer Schleife zurückkam. Der Unterschied zwischen Cordula und Brigitta war das Geschwätz, was bei Cordula fehlte. Sie ritt einfach, mehr nicht.

 

„Warum gelang es Brigitta nicht, so erfolgreich zu sein?“, fragte sich Polly immer wieder. Dabei erhielt Brigitta von drei, nein, von vier Seiten Reitunterricht. An erster Stelle stand ihr Vater, den Polly nicht akzeptieren würde. Als zweites kam regelmäßig die Züchterin von Brigittas Rapp-Stute Solana in den Stall, wobei die dann auch Anweisungen gab. Hier allerdings musste Polly sich eingestehen, gefiel ihr die Art der Züchterin, von der sie wusste, dass diese auch Turnier-Richterin war. Dann gab es das Training in Düsseldorf und hier im Stall von Joachim. Wenn das nicht zum Erfolg führen musste… Polly beobachtete den Aufwand ganz genau, nicht ohne einen gewissen Neid.

 

Sie kam zu dem Schluss, dass es an Brigitta selbst liegen musste, nicht schneller zum Erfolg auf einem Turnier zu kommen. Ihr Einsatz und ihr Fleiß waren nicht zu bemängeln. Aber ihre Angst. Polly wusste, dass Brigitta Angst hatte. Vor allem früher, als sie Solana bekommen hatte, zeigten die Tränen ganz deutlich, dass sie Angst vor ihrem eigenen Pferd hatte. Immer wieder, und das manchmal heute noch, wurde Solana vor einer Dressurstunde gründlich ablongiert. Selten kam es sogar vor, dass Herr Neureich wütend wurde, weil Brigitta Angst zeigte. Er bestieg selbst die zierliche Stute, um sie abzureiten. Allen Zuschauern sträubten sich die Nackenhaare. Brigitta selbst konnte ihren Vater nicht bremsen. Aber selbst abreiten ging auch nicht. Wenn das schon beim Training im heimischen Reitstall geschah, wie würde es dann auf einem Turnier sein? Polly konnte sich das gut vorstellen. Sie war sich sicher, hier lag der Grund, dass sich keine Turniererfolge einstellten.

 

In der Schule sprach man öfter von „mentaler Einstellung“ zum Erreichen von Zielen. Polly übertrug dies auf ihren Sport. In der Schule ging es natürlich um das Erzielen von guten Noten. Sie allerdings war interessiert an den Zielen, die sie mit ihrem Florian erreichen wollte. Da sie überhaupt keine Angst auf ihrem jungen Pferd verspürte, konnte sie mutig drauflosreiten. Florian buckelte auch manchmal los und ging auf dem Reitplatz durch. Aber Polly musste darüber lachen, weil sie ihn wie ihre übermütigen jüngeren Brüder verstand. Die liefen auch manchmal aus dem Ruder und machten, was sie wollten. Sie hatte keine Angst zu stürzen. Sie ärgerte sich bloß, dass es wieder ein paar Runden dauerte, bis Florian diszipliniert am Zügel ging.

 

Als die anderen beiden Kolleginnen ebenfalls mit der Einzel-Trainerstunde bei Joachim anfingen, spielte sich Brigitta als die Beste der Gruppe auf und tat so, als wäre dieses Trio etwas elitäres. Dabei bezog sie unnatürlich überschwänglich Cordula und Polly mit ein. Polly wollte das gar nicht. Sie fühlte sich nicht als Elite. Sie fand das Gehabe sogar albern und lästig. Um nicht wieder Gefahr zu laufen, durch das blöde Benehmen von Brigitta bei den Freunden aus der Clique unbeliebt zu werden, ging sie Brigitta aus dem Weg. Wann immer die versuchte mit Polly zu tuscheln, ließ sie diese einfach stehen. An dem Tag, an dem sie mit Joachim zum wöchentlichen Training verabredet war, verhielt sie sich besonders freundlich zu den anderen. Gleichzeitig benahm sie sich völlig unauffällig und führte Florian möglichst ohne groß aufzufallen auf das große Viereck. Nach der Stunde plapperte sie nicht darauf los, um alle Welt wissen zu lassen, wie interessant die Stunde gewesen sei und wie sehr Joachim sie gelobt hätte. Sie redete eher über das Fernseh-Programm vom Vorabend, das jeder kannte.

 

Brigitta verhielt sich da ganz anders. Sie ließ jeden ungefragt wissen, wie ihre Stunde abgelaufen sei. Es war nicht zu übersehen, dass sie damit jedem auf den Wecker ging. Langsam bedauerte Polly, dass Brigitta auch bei Joachim Reitstunden nahm. Sie hatte sich sogar einmal an die Seite des Vierecks gestellt um zuzuschauern. Herr Neureich stellte sich gleich neben sie hin und textete sie zu, wie gut seine Tochter reiten würde. Der durfte nämlich nicht mehr neben dem Reitlehrer stehen und dort seine Kommentare während der Stunde ablassen. Joachim gab sich viel Mühe. Das war nicht zu übersehen. Er wirkte auch bei Brigitta sehr engagiert. Polly beobachtete das mit aufkommendem Ärger. Ein richtig mieses Gefühl kroch in ihr hoch. Diese blöde Brigitta… Warum gab sich Joachim nur auch so viel Mühe mit der? Die hatte doch schon so viel Training…

 

Polly wandte sich sauer ab. Sie fand das voll uncool von Joachim, sich für diese blöde Kuh genauso ins Zeug zu legen wie für sie. Bisher hatte Polly es genossen, dass sich jemand so um sie bemühte. Es hatte ihr gut getan. Dass Joachim sich aber genauso um Brigitta und Cordula bemühte, ging ihr gewaltig gegen den Strich. Polly war eifersüchtig.

 

Während sie schon mit Florian die Halle betrat, hörte sie die Stimme von Joachim auf dem Platz hinter der Halle. Polly konnte sogar das eine oder andere Kommando, das er Brigitta zurief, verstehen. Polly beschloss, die Ohren einfach nicht hinzuhören und ihre Reitstunde mit Florian vernünftig zu gestalten. Sie war schon fast am Ende, als sie Joachim an der Bande bemerkte. Ihr fiel auf, dass er sie genau zu beobachten schien. Dabei war ihre Einzelstunde schon am Montag gewesen. Sie ritt einfach normal weiter und konzentrierte sich auf ihr Pferd,

 

„Lass den äußeren Zügel einfach ruhig anstehen“, hörte sie auf einmal Joachim sagen. Er konnte nur sie meinen. Polly schaute sich um. Die anderen hatten nichts mit Joachim zu tun, er meinte tatsächlich sie. Polly tat wie er sagte. Dabei war sie ganz erstaunt. Sie hatte jetzt doch gar keine Stunde. Trotzdem stand Joachim da und schaute nach ihr. Das hatte er bisher noch bei keinem anderen getan! Polly war ganz verwundert. Sie freute sich. Hatte der Reitlehrer ein besonderes Interesse an ihr? Und wenn – warum?

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 


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