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Auf einen Cafe mit Sönke Lauterbach... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 10. Juli 2020 um 19:22

Sönke Lauterbach - Chef des an Mitgliedern stärksten nationalen Reiter-Verbandes der Welt

(Foto: Raimund Hesse)

Warendorf. An einige Neuerungen im Reitsport hat man sich im nächsten Jahr zu gewöhnen, so sind Dressuren auf höchstem Niveau nur noch mit Helm zu reiten, der Zylinder ist dann Geschichte, und Reitplätze mit chemischen Zusatzstoffen werden verboten und müssen entsorgt werden.

Alles ist aufgeräumt, wie beim nationalen Reiterverband (FN) in Warendorf nicht anders erwartet. Sönke Lauterbach (47), Generalsekretär der größten nationalen Föderation  im Reiterweltverband (FEI) mit 682.380 Mitgliedern und 7.334 Vereinen, schenkt Kaffee ein, die Chefsekretärin hat Urlaub, man ist ganz unter sich. Dass der Reitsport in den Medien kaum noch stattfindet, ist ihm bewusst, „alles hat sich eben geändert, die Welt des gesamten Sports ist ebenfalls im Wandel“, sagt er, man arbeite daran, in den einzelnen Redaktionen wieder junge Journalisten für den Sport mit dem Pferd zu begeistern, „doch an erster Stelle steht überall eben Fußball, dagegen hat der Reitsport kaum eine Chance“, zumal ja auch die Redaktionen in den Tageszeitungen immer mehr ausgedünnt würden. 

 Man sei jedoch glücklich darüber, dass Reiten mit Springen, Dressur und Vielseitigkeit weiter fester Bestandteil des Olympischen Programms sei, gegen mehrere Widerstände. Um die oftmals gefährdete Dressur bei Olympia stärker in den Blickpunkt zu rücken, hatte er zum Beispiel auf der letzten  Generalversammlung des Weltverbandes (FEI) zusammen mit der deutschen Delegation vorgeschlagen, die Mannschafts-Goldmedaille in einer Viererquadrille entscheiden zu lassen – abgelehnt. „Doch dadurch wären die Teams mit vier Reitern erhalten geblieben“, so Lauterbach. Ab den nächsten Olympischen Spielen bilden nämlich nur noch drei Reiter – auch in Springen und Vielseitigkeit - eine Mannschaft. Auch die Überlegung, mehr Farbe in die Dressur zu bringen, die vorgeschriebene Kluft bunter gestalten zu dürfen, fand kein Echo.

Dafür jedoch fand mehrheitlich Zustimmung, dass ab 2021 in der hohen Dressur mit Helm geritten werden muss, wogegen sich Reitmeister Johann Hinnemann  bereits vor fast zehn Jahren wandte: „Nicht der Helm, der Zylinder gehört zur offiziellen Kleidung eines Reiters in den höchsten Klassen der Dressur. Gegen das Tragen eines Helms im Training ist nichts einzuwerfen, doch Gehorsam ist schließlich das oberste Gebot der Ausbildung eines Dressurpferdes, und da passt ein Helm in der Prüfung nicht unbedingt.“

„Entweder UN- oder FN-General-Sekretär“

Sönke Lauterbach ist der mächtigste Mann des deutschen Reiterverbandes (FN). Er ritt Turniere in Springen, Vielseitigkeit und in der Dressur bis Intermediaire I. Studierte Jura bis zum 1. Staatsexamen. Ein Jahr davor las der Bielefelder in einem Studentenblättchen eine kleine, ziemlich unauffällige Anzeige der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Danach suchte der Verband mit Hauptsitz Warendorf eine Nachwuchsführungskraft. Er meldete  sich und wurde zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Am Ende der Unterredung fragte ihn der damalige Geschäftsführer „Sport“ des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei (DOKR), Reinhardt Wendt, was er denn habe werden wollen nach dem Abitur, darauf antwortete Lauterbach, „nachdem ich schon regelrecht verzweifelt war, weil ich nämlich mit einer Absage rechnete: „Entweder UN- oder FN-Generalsekretär.“ Sönke Lauterbach erhielt den Job als angehende Führungskraft.

Seit elf Jahren ist er nun 11. Generalsekretär als Nachfolger von Dr. Hanfried Haring, der mächtigste Angestellte der deutschen Föderation. Bis es soweit war, arbeitete er zunächst ab 1998 in der Abteilung Turniersport, er wirkte mit am Regelwerk der Leistungsprüfungsordnung, LPO, an Vermarktungskonzepten, an den Prüfungsanforderungen für Ausbilder, er schleppte beim Bundeschampionat Hindernisstangen oder begleitete Hanfried Haring zu Sitzungen beim Weltverband und schrieb Protokolle. Es gibt praktisch nichts, was er nicht machte. Und er sagte: „Wir müssen uns gemeinsam auch etwas überlegen, wie man Reiten interessanter für den Fernsehzuschauer gestaltet.“

Ehe er auf dem Ledersessel in der oberen Etage der FN Platz nehmen konnte, orientierte er sich auch anderswo. Er war eingebunden in Aachen in die Organisation für die Weltreiterspiele 2006 und ging unmittelbar danach nach Hongkong, dort wirkte er im Jockey-Club als Abteilungsleiter für die Sparte Reiten („so ungefähr Generalsekretär der FN in Hongkong“) und war zusätzlich sportlicher Berater für die Olympischen Reiterspiele in der ehemaligen britischen Kronkolonie mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern. Der Jockey-Club beherbergt 1.200 Renn- und 500 Reitpferde, beschäftigt 5.000 Mitarbeiter und setzt im Jahr umgerechnet 10 Milliarden Euro um, zum größten Teil am Wettschalter der Galopprennen, eine Milliarde fällt an Steuern an.

Longines und die Gefahr

Der Uhrenkonzern Longines hat so ziemlich die Macht über den Springsport übernommen, gesponsert werden die Nationen-Preis-Ligen in aller Welt, der Global Champions Tour-Erfinder Jan Tops ging einen Kontrakt mit dem Unternehmen ein, und auch die FEI rühmt sich der Partnerschaft mit dem Zeitnehmer. Sönke Lauterbach sieht das alles kritischer als die Herren der FEI, von denen er auch während der Pandemie-Seuche mal gerne ein paar Worte gehört hätte - statt Schweigen. Offenkundig ist bereits, dass die FEI durch Corona keine Einnahmen mehr hatte, denn schließlich müssen ja die Veranstalter ordentlich für die Erlaubnis, ein Turnier durchführen zu können, ordentlich an den Weltverband abdrücken. Und dabei bringt die FEI ja überhaupt keine Gegenleistung. Sollte jedoch plötzlich Longines aus irgendeinem Grund keine Lust mehr am Pferdesport verspüren, was ja in vielen anderen Fällen und bei anderen Unternehmen bereits Wirklichkeit war, stürzt der Reitsport in ein Loch, „das wäre ein Desaster“, sagt Lauterbach. Unverständlicherweise hat sich die FEI komplett an Longines verkauft.

Sich nicht an Longines gekoppelt zu haben, dazu gehören die Rolex-Turniere im Rahmen des Grand Slam, nämlich Aachen, Genf, Spruce Meadows und s`Hertogenbosch. Dass Aachen mit dem deutschen Internationalen Offiziellen Turnier (CHIO) damit auch aus der Nationen-Preis-Serie von Longines ausscherte, schmerzt viele Deutsche und natürlich auch Sönke Lauterbach. Aber er sagt auch: „Sehr beachtlich und auch denkenswert, dass die Aachener dem langjährigen Sponsor Rolex die Treue hielten und nicht auf sicherlich ein großes Angebot von Longines eingingen.“ Rolex ist seit 1999 Hauptsponsor des deutschen CHIO, doch wegen der Corona-Krise war der CHIO für 2020 abgesagt worden.

Die Last mit der Chemie im Reitboden

Was in den letzten Monaten fast nur immer wieder so nebenbei beredet oder diskutiert wurde, sind EU-Verordnungen. Danach darf in Kürze keine Chemie mehr in Reitböden zu finden sein. Lange bekannt, doch meist immer von allen und jedem wie widerwillig zur Seite geschoben. Nun wird es Ernst. Noch stehen genaue Termine aus, doch Plätze mit irgendwelchen Chemiefasern durchsetzt dürfen in Kürze nicht mehr beritten werden, wegen möglicher Gefahr vor Krebserkrankung zum Beispiel. Sönke Lauterbach sagt, seit Jahren habe man darauf hingewiesen. Richtig Ernst genommen, hat es wohl kaum einer. Vielen der allein in Deutschland aufgeführten 3.575 Reitbetriebe, laut FN-Statistik, drohen zusätzlich zur Corona-Krise weitere finanzielle Belastungen. Die Lösungen hören sich einfach an, doch für viele nicht machbar, nämlich Plätze neu anzulegen. Jan Wernke (61), bekannt für das Unternehmen „Der Grüne Sand“ aus reiner Natur, nennt als Summen für das Anlegen eines Hallenplatzes zwischen 8.000 und 12.000 Euro, für Außenvierecke beginnt der Preis für ein Areal von 20 mal 40 m bei 18.000 Euro. Wer den alten mit Chemie durchwirkten Boden entsorgen muss, kann pro Tonne mit Kosten von 150 Euro rechnen.

Mit derlei Sorgen muss sich die weltbeste und erfolgreichste Dressurreiterin Isabell Werth (Rheinberg) nicht herumbalgen. Sie sagt: „Das habe ich vom Doktor übernommen: Natur ist und bleibt das Beste.“ Ihr Ausbilder Dr. Uwe Schulten-Baumer ließ sich nie von den angeblichen Findern immer noch besserer Böden irritieren. Er hatte wie rund andere 8.000 Kunden in Europa den Grünen Sand…

 


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