Plaudereien und anderes beim Jubiläum 50 Jahre Johannsmann Pferdetransporte |
Geschrieben von: Dieter Ludwig |
Donnerstag, 10. Oktober 2024 um 17:19 |
Vorne in der Mitte des Fotos begrüßt Gastgeber Fritz Johannsmann in beklannt launigen Worte seine rund 270 Gäste in der Klosterpforte (Foto: Thoms Lehmann) Marienfeld. An der Klosterkirche wurde 37 Jahre gebaut und 1222 folgte die Einweihung, das eigentliche Kloster für Zisterzienser kam offiziell 1185 dazu. Die königlich-preußische Regierung verweltlichte 1903 das Kloster, zu dem 600 Morgen Land und 400 weitere Besitzungen gehörten, die Bibliothek beherbergte 7000 Bücher und 320 Gemälde. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude als Bunker und danach als Flüchtlingslager und Erholungsheim für unterernährte Kinder. 2004 kehrten wieder Mönchen zurück, und im April 1953 übernahm die Familie Austermann die in finanzielle Schwierigkeiten geratene sogenannte Saufburg und machte daraus das Hotel-Residence Klosterpforte. Die Kapelle Riedberger Emsperlen heizte ordentlich ein (Foto: Thoms Lehmann) In der Klosterpforte stiegen in den letzten 20 Jahren u.a. ab die Fußball-Mannschaften von Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Ajax Amsterdam, Manchester City, Borussia Mönchenglad und zweimal bereits die Teams von Portugal 2006 zu Welt- und 2023 zu Europameisterschaften. Dort, so dachte sich wohl auch Fritz Johannsmann, „ist gut feiern, erinnern und lachen“, also lud er zu „50 Jahre Johannsmann Pferdetransporte“ und Oktoberfest in die Klosterpforte ein. Über 270 waren der Einladung gefolgt. Erinnerungen mit Fotos und Plaudereien...
Heiner Engemann (Foto: eigen) Heinrich-Hermann Engemann (65), den alle nur Heiner nennen, war zwölf Jahre lang ein wertvoller Co-Trainer für Bundescoach Otto Becker bis 2020. Er war nicht festangestellt beim deutschen Vreband, sondern wurde nach Einsätzen entlohnt. Dann kam Corona und damit brachen auch seine Einnahmen weg. Doch genau zum richtigen Zeitpunkt erhielt der zweimalige deutsche Vizemeister und 45-Malige Nationen-Preisstarter ein Angebot aus Kolumbien, und so wurde er Nationaltrainer des südamerikanischen Staates. Den Kontrakt verlängerte er nun nicht, trainiert nun aber einzelne Kolumbianer zuhause auf seiner Anlage in Porta Westfalica, wie Ruben Arroyave (48), der unlängst in Paderborn den Großen Preis gewann. Als Engemann, der nach wie vor mit der Stute Candela und 132 ersten Plätzen in schweren Springen den Weltrekord für Siege mit einem einzigen Pferd hält, am Jubiläumsabend der Johannsmann-Feier hörte, dass sich FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach und DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler trotz Minus in der Verbandskasse jeweils Boni von 25.000 Euro gegönnt haben sollen, sagte er: „Aber mir konnten sie kein monatliches Fixum zahlen…“
Hendrik Snoek (links) und Lutz Gössing (Foto: Thoms Lehmann) Hendrik Snoek (76) und Lutz Gössing (86) waren beide Springreiter, Snoek immer, Gössing erst nach 1972. Doch beide verbindet mehr, auch unterschiedliche menschliche Schicksale, Lutz Gössing verlor 2011 durch eine Krebserkrankung seine Ehefrau Christa, eine frühere Springreiterin, Hendrik Snoek durchlitt anderes. Seine reiterliche Karriere begann Lutz Gössing (Steinhagen) in der damaligen Military. 1968 ritt er bei Olympia in Mexiko bei fürchterlichen Witterungsverhältnissen, schied im Gelände aus, München 1972 hätte er möglicherweise als Goldmedaillengewinner verlassen können, wäre sein Schimmel Chicago in der Dressur einigermaßen folgsam gewesen. So wurde das Paar an 60. Stelle von 66 Startern notiert. Doch im Gelände – 3.600 m Wegestrecke, 3.600 m Hindernisrennen, 15.120 m Wegestrecke und zum Schluss über den Cross von 8.100 m mit 36 Hindernissen – schoss das Paar vor 100.000 Zuschauern fehlerfrei bis auf den sechsten Platz der Gesamtwertung vor, am Ende wurde er zusammen mit Horst Karsten, Karl Schultz und Harry Klugmann mit Bronze im Reiterstadion Riem geehrt. Hendrik Snoek, Unternehmersohn (Großmarktkette „Ratio“) aus Münster mit starkem sozialem Engagement, war von Anfang an Springreiter und auch - wie ebenfalls seine Schwester Marion - erfolgreich, so u.a. 1969 in Aachen auf Dorina zusammen mit Alwin Schockemöhle auf Donald Rex Sieger im Großen Preis von Aachen, 1977 Deutscher Meister und 1975 Team-Europameister, 37 Mal ritt er für Deutschland in einem Preis der Nationen, ohne ihn wäre das „Turnier der Sieger“ in Münster nicht haltbar. 1989 beendete er den Leistungssport, blieb aber der Zucht durch sein Gestüt in Wolbeck (Gestütsleiter: Lars Nieberg) treu. Am 3. November 1976 gegen 3 Uhr erfolgte ein brutaler Eingriff in sein Leben, er wurde in seinem Haus von zwei maskierten Männern überfallen und verschleppt. Drei Stunden später klingelte bei seinem Vater Egbert das Telefeon, die Täter forderten fünf Millionen Mark und versprachen, nach Erhalt des Geldes den Sohn frei zu lassen. Die Gangster hatten Hendrik Snoek zur Autobahn Sauerlandlinie A45 gefahren und in einem Hohlraum der Ambachtalbrücke „mich wie ein Stück Vieh mit einer Kette um den Hals angekettet“, wie er später sagte. Über sich hörte er das ständige Gerauch von fahrenden Autos, „Tausende fuhren über mich hinweg, und ich sollte wenige Meter darunter sterben“. Und er sagte sich zuerst, „eigentlich hast Du ganz gut gelebt, nun ist wohl „Schluss“, aber in ihm erwachte auch der Lebenswille. Mit den Händen tastete er in der Betonkammer den Boden ab und entdeckte ein Loch. Auf Toilettenpapier, das man ihm geben hatte, schrieb er; „Ich bin gefangen, bitte rufen Sie die Polizei, das ist kein Jux.“ Doch nichts regte sich. Dann knotete er ein Handtuch und den leichten Sommermantel zusammen und schob das Ganze durch das Loch, es sollte wie eine Fahne flattern und Aufmerksamkeit erregen. Doch der Mantel rutschte aus seinen Händen und flog davon, „und ich saß da und guckte immer wieder auf den Mantel, der da unten lag.“ Er gab nicht auf, es gab nichts aufzugeben. Er arbeitete nach einem bestimmten Plan, er setzte sich in seiner kleinen Zelle eine bestimmte Zeit, dann wieder wanderte er im Kreis herum. Panik erfasste ihn auch zwischendurch. Dann stellte er plötzlich fest: Der Mantel mwar weg. Er schrie wie ein Wahnsinniger, ein Hubschrauber flog heran und wieder weg. Er sah einen Blondschopf, der wieder verschwand - und bei ihm die letzte Hoffnung. Erst, als ihn die Beamten von der Kette befreiten, „fiel ich ihnen um den hals und weinte…“ Wären nicht so viele Zufälligkeiten bei seiner Rettung zusammengeflossen, Hendrik Snoek wäre wohl in seinem kalten Verließ gestorben. Den Verbrechern hatte der spätere Schwager Breido Graf zu Rantzau die 5 Millionen Mark übergeben, doch der versprochene Anruf über den Verbleib des entführten Junior-Chefs von Ratio blieb aus. Zwei Täter werden gefasst und im April 1978 von einem Gericht in Münster zu einer wahrhaft milden Strafe von 13 Jahren verurteilt. Weil Snoek körperlich nicht ernsthaft verletzt wurde, blieb die Höchststrafe von 15 Jahren aus. Von der Beute fehlen bis heute 2,5 Millionen Mark. (Fortsetzung folgt)
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