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Erinnerung an Sönke Sönksen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 15. November 2024 um 13:30

 

Sönke Sönksen 1938 - 2024

(Foto: Raimund Hesse)

Versmold. Nach langer Krankheit ist im Alter von 86 Jahren der bekannte Springreiter Sönke Sönksen gestorben. Er genoss überall großes Ansehen, ob als Reiter, als Richter von Springpferdeprüfungen oder als Equipechef im Ausland, er war nie ein Schwätzer. „Er ist friedlich eingeschlafen“, sagt seine Frau Ursel.

Das Leben des Sönke Sönksen war zuletzt wahrlich kein Leben mehr. Er konnte nicht mehr aufstehen, brauchte ständig Hilfe. Nun ist er in den Stunden auf den 15. November „friedlich und ruhig eingeschlafen“, wie seine Frau Ursel sagt, mit ihr war er über 50 Jahre verheiratet. An ihm war nichts Falsches oder Hinterlistiges, durch und durch ehrlich.

Sönke Sönksen stammte aus jener deutschen Gegend, wo ein Wort schon ein langer Satz sein kann. Er war Dithmarscher, stammte aus Meldorf, „und das liegt an der Eisenbahnlinie von Hamburg nach Westerland“, wie er mal erklärte. Den Dickkopf hatte er auch von dort. Seit Oktober 1966 war er in Versmold neben Warendorf mit Ehefrau Ursula zuhause, die aus Schaffhausen in der Schweiz stammt.

Als elfjähriger ging er 1949 beim ersten internationalen Turnier in Aachen – CHIO von Deutschland erstmals wieder nach Kriegsende 1952 - an den Start, kein Teilnehmer war bisher und danach jünger. „Von Norddeutschland bis Aachen waren wir mit der Eisenbahn drei Tage unterwegs, die Pferde standen in Güterwaggons, und die mussten ja ganz speziell rangiert werden“ wie er sich erinnerte. Die Pferde wurden in Aachen an der Hand durch die Stadt geführt zu den jeweiligen Bauern, „denn Boxen wie heute gab es logischerweise so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht wieder.“ Er selbst durfte mit einer Ausnahmegenehmigung starten, er hätte nämlich 18 Jahre alt sein müssen.

Erlernt hatte Sönksen den Beruf eines Landwirts, „doch ich wollte immer reiten, das gab Knatsch mit dem Vater, der wollte mich auf dem Hof haben.“ Sönke setzte sich durch. Mit 17 ließ er sich auf ein Abenteuer ein, das heute ziemlich unverständlich wäre. Er begleitete 30 Pferde auf einem Ozeanriesen nach Kolumbien, 22 Tage dauerte die Reise, „die Pferde standen alle an Deck, in behelfsmäßigen Boxen, ständig mussten ihnen bei der tropischen Hitze die Beine gekühlt werden, sonst hätten sie wohl nicht durchgehalten.“ Er brachte alle 30 Tiere bis in den Zielhafen in Cartagena, „doch dort brach ein unerwartetes Chaos aus. Möglicherweise ausgelöst von den farbigen Helfern, die nach meiner Meinung erstmals so große Pferde sahen. Sie rannten panikartig völlig verwirrt herum.“ Mit einem Kran und bei Kerzenlicht wurden die Pferde vom Deck gehievt, „einige sprangen verängstigt anschließend ins Hafenbecken, schwammen zum Teil zwischen Baumstämmen, zwei stürzten in einen Betongraben und mussten getötet werden.“ In Kolumbien hatte der sympathische lange Deutsche rasch eine eigene Fangemeinde, er wurde von einer Familie zur anderen weitergereicht, er selbst wäre gerne länger geblieben, „vielleicht sogar für immer“, doch der Vater beordnete ihn zurück nach Hause. Er gehorchte.

In dem südamerikanischen Land hatte er eine größere Lobby als jemals in Deutschland, wie er mal erzählte und auch daran glaubte. Und etwas saß in ihm wie ein Stachel, die Vorkommnisse unmittelbar vor Beginn der Olympischen Reiterspiele 1976 in Bromont, 50 km außerhalb von Montreal. Obwohl er auf dem irischen Schimmel Kwept wie Hans Günter Winkler auf Torphy und Paul Schockemöhle auf Talisman als Einzelstarter gesetzt war, wurde er von der Liste gestrichen. Für ihn startete der spätere Olympiasieger Alwin Schockemöhle auf Warwick Rex, der zunächst nur als Teamreiter für den Preis der Nationen nominiert worden war. Alwin Schockemöhle später: „Es gab nie eine verständliche Erklärung oder Begründung, warum ausgerechnet Sönke zusehen musste – und nicht ein anderer.“

An jenem entscheidenden Abend nach der Sitzung des Springkomitees hielt in der Stallgasse auch der sonst so ruhige Sönke Sönksen nicht mehr an sich. Als der damalige Verbands-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen herumlavierte und zu erklären versuchte, warum Sönksen nicht im Einzelspringen starten dürfte, unterbrach ihn Sönksen abrupt und blaffte ihn an: „Herr Graf, jetzt rede ich…“ Das Vorgehen gegen sich nannte er respektlos und unfair. Der Holsteiner hatte Dampf abgelassen, auf der Stallgasse herrschte plötzlich eisiges Schweigen. Mannschaftssilber hinter Frankreich am Schlusstag der Spiele im Olympiastadion von Montreal war für Sönkse Sönksen kein Balsam für die Seele.

Ein Jahr zuvor war er in München zusammen mit Alwin Schockemöhle auf Warwick-Rex, Hartwig Steenken auf Erle und Hendrik Snoek auf Rasputin Mannschafts-Europameister geworden, Bronzemedaillengewinner dazu in der Einzelentscheidung, 1978 holte er sich mit dem gewaltigen irischen Wallach Kwept auch die Deutsche Meisterschaft in Berlin vor dem späteren Weltmeister Gerd Wiltfang auf Roman. 25-Mal ritt er einen Preis der Nationen für Deutschland, aus Hobby züchtete er Traber, er war gefragt als Ausbilder, als Richter von Springprüfungen – und als Equipechef einer deutschen Mannschaft.. Und am liebsten reiste er - außer zum irischen CSIO nach Dublin – mit einer Equipe zum Internationalen Offiziellen Springreiterturnier (CSIO) von Kanada nach Spruce Meadows. Und wie kaum ein anderer trug er dort den als Gastgeschenk erhaltenen Westernhut voller Stolz – wahrscheinlich auch noch im Bett…

 


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