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Herbert Meyer wird 80 - erfolgreich in einem mehr als schweren Job PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 11. Januar 2019 um 16:56

Herbert Meyer - der Erfolgstrainer 

(Foto: Kalle Frieler)

Lilienthal. Herbert Meyer, Reitmeister, einer der erfolgreichsten Trainer aller Zeiten weltweit, wird 80. Was ihn in Erinnerung an vergangene Zeiten erinnert und auch schmerzt, „dass der Reitsport fast aus der Öffentlichkeit und somit aus den Medien verschwunden ist.“

 

 

Er hat inzwischen Abstand, zu allem. Er erlebt den geliebten Springsport inzwischen mit weiter großem Interesse aus der Ferne. Er, Herbert Meyer, hat für diesen Sport gelebt. Ehefrau Gretel musste nicht manchmal, nein, eher oft darunter leiden, er quälte sich, wurde teilweise angefeindet, hatte zu schlichten, alles immer im Bewusstsein: „Niederlagen werden mir angelastet.“ Seine Zeit, das war die Zeit der deutschen Überstärke im Springparcours. Nicht gerade eine leichte Periode für den Hanseaten, weil ihm auch  alle Welt dazu obendrein noch auch reinredete. Der Springsport stand in Deutschland für Größe, Erfolg, Medaillen. Und immer auch in den Schlagzeilen, der Sport wurde geliebt. Die Zeiten, die manchem die Tränen vor Begeisterung in die Augen trieben, sind längst Vergangenheit. Reiten gilt  inzwischen als Randsportart. Und dazu hat sich auch noch Aachen  als einziger deutscher Austragungsort für den Nationen-Preis im Lande ohne sportlichen Zwang aus der Serie um die hochdotierte Trophy verabschiedet. Was so aussieht, als hätte Borussia Dortmund trotz Qualifikation auf eine Teilnahme an der Champions League im Fußball verzichtet und kickte lieber um den Bezirkspokal von Wanne-Eickel.

Nun steht Herbert Meyer, Dritter der deutschen Meisterschaft 1962 auf Teja, insgesamt zehnmal ritt er auch für Deutschland einen Preis der Nationen, am 14. Februar vor einem weiteren runden Geburtstag, 80 Jahre wird er alt. Gefeiert wird in kleinem Kreis mit Familie, Ehefrau Gretel und Tochter Nadja Rathjen, Grafik-Designerin, Freunden und ehemaligen Reitern zuhause in seinem behaglichen Heim in Lilienthal bei Bremen. Früher war er mit Gretel an Geburtstagen verreist, inzwischen bleibt er lieber auch an einem solchen Tag zuhause. Herbert Meyer ist längst gelassen geworden, und er sagt: „Persönlich eingeladen habe ich nur wenige. Doch wer kommt, der kommt und ist unser Gast, Freunde und Bekannte wissen ja, wann ich Geburtstag habe.“

Aufhören wollte er als Bundestrainer bereits nach den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta, dann aber beknieten ihn die Reiter, der damalige Aktivensprecher Peter Weinberg sagte: „Herbert, wir brauchen Dich, wir haben keinen Besseren…“ Er blieb und verlängerte den Kontrakt bis 2000, bis Olympia in Sydney. Er hat nicht nur schöne Zeiten hinter sich, auch ganz schwierige. So sagte auch mal Uli Kirchhoff, den Herbert Meyer zu Doppel-Gold bei Olympia 1996 in Atlanta fast mit strenger Hand zwingen musste, weil der in seiner ewigen Jungenhaftigkeit abreisen wollte: „Herbert ging in seinem Amt dermaßen auf, dass er den elterlichen Hof fast nicht mehr halten konnte, weil er im Gegensatz zu anderen Bundestrainern auf alle zusätzlichen Nebengeschäfte und somit weitere Einkünfte verzichtete, wie Pferdehandel oder Training anderer Reiter…“

Zu Uli Kirchhoff weiß Herbert Meyer natürlich auch etwas zu sagen. Es sei nämlich so gewesen, dass der frühere Alwin Schockemöhle-Schüler in Atlanta die deutschen Dressurdamen so heftig beflirtete, dass Dressur-Equipechef Anton Fischer sagte: „So geht das nicht mehr weiter. Herbert, Du musst ein Machtwort sprechen.“ Also sagte der Bundeschef Springen zu seinem Teammitglied Hermann Günter Ulrich Kirchhoff, damals knapp 29, im Stalltrakt des Horse Parks weit außerhalb von Atlanta: „Höre auf, die Mädels verrückt zu machen…“ Und Kirchhoff erwiderte: „Gut, wenn das so ist, besorge mir ein Flugticket zurück nach Deutschland, dann bin ich weg…“

„Schweißnass beim Gedanken an Seoul 1988“

Anfang 1986 übernahm Herbert Meyer offiziell den nicht unbedingt dankbaren Job als Bundestrainer der deutschen Springreiter als Nachfolger von Hermann Schridde. Der Team-Olympiasieger und Einzelzweite der Olympischen Spiele von Tokio 1964 war am 18. Mai 85, 47-jährig, beim Ausüben seines Hobbys „Fliegerei“ mit seiner Sportmaschine aus 3.000 m abgestürzt.

Springreiten war in Deutschlands in damaliger Zeit immer auch mit dem Gewinn von Medaillen verbunden, erfolgsorientiert, egal wo. Es war auch die Zeit, als Paul Schockemöhle noch im Sport zwischen Oxer und Planke "regierte", der Ludger Beerbaum, den heutigen Bundestrainer Otto Becker und Franke Sloothaak auf seiner Gehaltsliste stehen hatte, dazu hatte sich auch der Berliner Dirk Hafemeister in Mühlen eingemietet. Paul Schockemöhle ritt damals ebenfalls selbst noch mit. Es war die Zeit, als auch keiner in Warendorf wagte, gegen die "Reitermacht Mühlen" aufzumucken. Und genau in jener Zeit übernahm Herbert Meyer fast tollkühn den Job eines Bundestrainers. Kein Wunder, dass er noch heute manchmal nachts schweißnass aufwacht, wenn er beispielsweise von den Olympischen Spielen 1988 in Seoul träumt, insbesondere von den Tagen davor.

Die deutsche Mannschaft im Springreiten setzte sich in Seoul zusammen aus Teamleiter Dr. Hanfried Haring, Equipe-Chef Hans Günter Winkler, Bundestrainer Herbert Meyer und Mannschafts-Tierarzt Dr. Peter Cronau sowie den Aktiven Ludger Beerbaum, Wolfgang Brinkmann, Dirk Hafemeister, Karsten Huck und Franke Sloothaak. Vor Ort ebenfalls der Springausschussvorsitzende Ludolf von Veltheim. Paul Schockemöhle hatte keine offizielle Funktion, war aber überall zu finden, dazwischen und mit den Fingern an den Schaltknöpfen. Herbert Meyer: „Paul war der Chef.“ Doch dann zeigte der für den Wettbewerb vorgesehene Wallach Landlord unter Ludger Beerbaum im Trainingsspringen keine Olympiaform, danach war er auch noch lahm. Hektik in der deutschen Mannschaft. Beerbaum wurde auf das Ersatzpferd The Freak von Dirk Hafemeister gesetzt, schließlich ritt die deutsche Equipe nicht auf Platz, sondern um Gold. Paul Schockemöhle sagte, das passe, sei ja zuhause schon mehrmals probiert worden. Winkler, der meist Übervorsichtige, beantragte ein Trainingsspringen. Dem stimmten die anderen Teammitglieder zu. Nach zwei Sprüngen von Beerbaum mit The Freak sagte Schockemöhle: „Reicht, alles ok.“ Doch Winkler schrie erschreckt von seinem Beobachtungsplatz aus: „Sind wir denn auf einem Dorfturnier?“

Der Rest ist olympische Historie. Die Equipe mit Ludger Beerbaum auf The Freak, Wolfgang Brinkmann auf Pedro, Dirk Hafemeister auf Orchidee und Franke Sloothaak auf Walzerkönig gewann die Goldmedaille vor den USA und Frankreich, Sloothaak als Schlussreiter musste zum zweiten Umlauf gar nicht mehr antreten.

Herz schlägt für Werner Bremen

Herbert Meyer wuchs als Sohn eines Landwirts mit Pferden auf dem elterlichen Hof in Lilienthal auf. Leistungen, nicht Sprüche, machten auf ihn aufmerksam. Am 1. Februar 1958 holte ihn die Reitakademie nach München-Riem, 1960 rief ihn das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) nach Warendorf. Dort waren bereits die erfolgreichen Reiter Fritz Ligges, Hermann Schridde und Lutz Merkel, und als Trainer fungierte der gnadenlose Hans Günter Winkler, vor dem sie alle fast niederzuknien hatten.

Meyer, dessen Herz für den Fußball-Verein SV Werder Bremen schlägt, war auch der Entdecker der großartigen Stute Simona, die als Auktionspferd in Verden (Aller) unter dem Namen Weinglück an den Kaffee-Röster Jacobs  verkauft wurde. Dem Besitzer des Vollblutgestüts Fährhof, der die Stute als Jagdpferd gekauft hatte, luchste Meyer mit einem Freund die Hannoveranerin ab. Sie wurde in Simona umgetauft, ging erfolgreich unter Herbert Meyer auch in Nationenpreisen und wurde, als Meyer sich 1968 für die Trainerlaufbahn entschied, an Alwin Schockemöhle verkauft. Der spätere Olympiasieger von 1976 in Montreal erwischte jedoch einen wohl für die Ankaufsuntersuchung nicht gerade kompetenten Tierarzt. Der Veterinär bescheinigte Simona im Hinblick auf Hochleistung eine gewisse Untauglichkeit, nämlich aufgrund der früheren allgegenwärtigen Berufskrankheit der Springpferde, Hufrollenentzündung, und mit dem Herzen war anscheinend auch einiges nicht in Ordnung. Meyer musste Simona zurücknehmen, doch Hartwig Steenken erwarb sie - und wurde 1974 in Hickstead mit ihr Weltmeister.

Wollte immer nur Manager sein…

Seine Aufgabe sah Herbert Meyer vor allem im Management. "Ich konnte doch einem Ludger Beerbaum oder Franke Sloothaak nicht sagen, wie sie zu reiten hätten. Ich musste für den Erfolg die Voraussetzungen schaffen." So durften natürlich Erfolge wahrlich nicht daran scheitern, "dass man mir vielleicht Vorwürfe an den Kopf geworfen hätte, ein schlechtes Abschneiden wäre damit begründet worden, die Voraussetzungen hätten nicht gestimmt.“ Auf den Titel Bundestrainer hätte er gerne verzichtet, was jedoch nicht möglich war, denn Bundestrainer werden vom Bundesinnenministerium entlohnt – stehen also nicht auf der Gehaltsliste des Verbandes. Meyer musste im Alltag vor allem koordinieren. Jeder Veranstalter wollte, wie heute nicht anders, nur einen Olympiasieger verpflichten, einen Weltmeister oder sonstigen Titelträger auch mit dessen Spitzenpferd.

Jedes Wochenende werden Spitzenleistungen - auch zu Spitzenpreisgeldern - verlangt. Reiter sind inzwischen alle Unternehmer. Ludger Beerbaum veranschlagt seinen Stall mit monatlichen Fixkosten von an die 150.000 Euro. Meyer: "Da muss sich schon etwas bewegen im Parcours. Und Geld gibt's bekanntlich ja immer nur vorne." Der Bundestrainer sah seine Aufgabe aber auch darin, "Sponsoren, Mäzene und Pferdebesitzer noch mehr zu hegen und zu pflegen, denn ohne sie gibt es nämlich keinen Reitsport." Die Tür zur Mäzenin Madeleine Winter-Schulze öffnete für Ludger Beerbaum zum Beispiel Herbert Meyer, und auch für Lars Nieberg war er damals mehr als ein Sesam-Öffne-Dich im Gestüt Wäldershausen.

Mitgenomen von der Barr-Affaire 1990

Ziemlich mitgenommen hat ihn "das Theater 1990 um Paul Schockemöhle", die Barr-Affaire, als die internationale Presse im Vorfeld der ersten Weltreiterspiele in Stockholm nicht nach dem Sport, sondern nach Hintergründen dazu fragte. Die größte Freude "habe ich empfunden nach dem Gewinn der Mannschafts-Goldmedaillen in Seoul 1988 und dann in Atlanta 1996". Über die für die deutsche Mannschaft unglückliche Europameisterschaft 1995 in St. Gallen, als die Equipe wegen der schlechten Bodenverhältnisse vorzeitig abreiste, kam er lange Zeit nicht hinweg. Für diese faire Geste gegenüber dem Partner Pferd erhielt er zusammen mit der Equipe im gleichen Jahr den »Fairness-Preis« des Verbandes der Deutschen Sportjournalisten.

Beim „Turnier der Sieger“ im August 1998 in Münster wurde er mit dem „Friedensreiterpreis“ als Persönlichkeit des Reitsports geehrt. Auf der Jahreshauptversammlung Ende April 1999 in Saarbrücken wurde dem Reitmeister das Goldene Reiterkreuz angeheftet, eine der höchsten Auszeichnungen, die die nationale Föderation zu vergeben hat. Er erhielt am 14. Juli 1999 nach dem Preis der Nationen des CHIO in Aachen zusammen mit dem langjährigen Equipechef Gustav Pfordte den „Goldenen Ring“ des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) als besondere Ehrung für einen Großen des Reitsports. Und die Familie Southern, die alljährlich zum berühmten CSIO von Kanada auf Spruce Meadows einlädt, nahm ihn in die eigene „Ruhmeshalle des Reitsports“ 2001 auf. Das war ein zusätzlicher Orden…

Herbert Meyers größte Erfolge als Bundestrainer:

1988   Seoul: Mannschafts-Gold und Einzel-Bronze

1990   Weltreiterspiele Stockholm: Mannschafts-Silber

1992   Olympische Spiele Barcelona: Einzel-Gold

1994   Weltreiterspiele Den Haag: Mannschafts-Gold, Einzel-        

           Gold und Einzel-Bronze

1996   Olympische Spiele Atlanta: Mannschafts- und Einzel-Gold

1997   EM Mannheim: Mannschafts- und Einzel-Gold 1998

1998   Weltreiterspiele Rom: Mannschafts-Gold und Einzelbronze

1999   EM in Hickstead: Mannschafts-Gold

2000   Olympische Spiele in Sydney: Mannschafts-Gold

 


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