







| Daniel Deußer und das verdammte letzte Hindernis in Mannheim |
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| Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL |
| Mittwoch, 11. Mai 2016 um 09:46 |
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Mannheim. Erstmals gewann ein Italiener die „Badenia“ als wichtigste Springprüfung beim Mannheimer Maimarktturnier: Emilio Bicocchi. Daniel Deußer vergab den Sieg am letzten Hindernis…
Ein italienischer Luftwaffen-Angehöriger und ein vierbeiniges „Flugzeug“ Holsteiner Bauart – das passte am Schlusstag in Mannheim perfekt zusammen: Springreiter Emilio Bicocchi und sein Wallach Ares gewannen zum Abschluss des Maimarkt-Turniers den Großen Preis, die Badenia. „Ein intelligentes Pferd, das gut zuhört“, charakterisierte Bicocchi seinen zehnjährigen Braunen, der ihm auch gehört. In welcher Sprache er mit dem Holsteiner redet, ob in Italienisch oder Plattdeutsch, die Frage quittierte der sympathische 39-Jährige mit einem herzlichen Lachen. Nach drei Jahren, deutete er an, in denen er Ares nun reitet, versteht man sich auch so. Von den vergangenen zehn Großen Preisen gewann das Paar nun drei; jener gestern in Mannheim, mit 16.250 Euro versilbert, bedeutete Bicocchi besonders viel: „Es war das erste Mal, dass ich da war. Für uns Italiener ein ganz, ganz großes Turnier.“
Auch Bicocchi wusste, was Turnierchef Peter Hofmann aussprach: „Entschieden wurde es am letzten Sprung.“ Der Toskaner hatte im Stechen der neun fehlerfreien Paare eine tolle Zeit vorgelegt, doch als letzter Starter war Daniel Deußer mit Hengst Hidalgo nah dran am Double, dem seltenen Doppelsieg von Maimarkt-Championat und „Badenia“. Als beide Gas gaben, passierte am letzten Hindernis der Abwurf. Zweiter wurde der Schwede Henrik von Eckermann mit einer alten Bekannten: Gotha, die Ludger Beerbaum 2012 auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in London straucheln ließ. Sein Bereiter hat für die Fuchsstute wohl ein besseres Händchen als der Chef. Bester Deutscher gestern: Philipp Weishaupt mit Convall als Fünfter.
Hans-Dieter Drehers Hengst Colore zeigte sich im Umlauf wasserscheu: Vor dem Graben verweigerte der Holsteiner zweimal. Dass Lokalmatador Armin Schäfer mit Eddi ausgerechnet am Sprung des Mannheimer Energieversorgers MVV scheiterte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Für das prominenteste Paar im Parcours war ganz früh Schluss, auch wenn „danach“ beide fehlerfrei nach Hause ritten: Christian Ahlmann und Colorit, der gefleckte Schimmelhengst, der 2013 noch unter David Will die „Badenia“ gewonnen hatte, ließen schon am ersten Hindernis die Stange purzeln. Ahlmann wird’s verkraften: Mit Blick auf Olympia ist niemand in Deutschland so gut beritten wie er: Taloubet, Codex One, Epleaser oder eben Colorit – eines dieser „Flugzeuge“ wird ihn doch wohl nach Rio bringen …
Zum Abschluss der Premiere auf dem Maimarkt musste Peter Hofmann kurz die Luft anhalten: In der letzten von vier Prüfungen für Para-Springreiter mit körperlichem Handicap ging ein Pferd mit seiner Reiterin durch. Doch nichts passiert, „alles gut über die Bühne gegangen“, freute sich Hofmann. Er gesteht, dass er sich in den vergangenen Jahren noch „nicht so recht getraut“ habe, dem Wunsch dieses kleinen, überschaubaren Reiterkreises nachzukommen. Aber Hofmann ist ja der Präsident des gastgebenden Reiter-Vereins Mannheim, der sich auch dem Therapeutischen Reiten verschrieben hat und schon seit Jahren wie selbstverständlich die deutlich größere Paradressurszene in sein Turnier integriert, denn: „Man kann nicht sonntags von Inklusion reden und montags nichts machen.“
Im Nachhinein glücklich war der Turnierchef auch mit der ungewohnten terminlichen Trennung von Dressur- und Springwettbewerben. „Aus der Not geboren, aber gute Lösung“, erinnerte Hofmann an die Terminkollisionen mit Hamburg und München. Da auch die Dressurstars die entspannte Atmosphäre genossen (Hofmann grinsend: „Nicht ein Springreiter ist über deren Abreiteplatz geritten“), könnte dies auch das Modell fürs nächste Jahr sein – für die dann 54. Ausgabe des Maimarkt-Turniers. |