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Holger Wulschner - oder: Einer kam durch... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 07. November 2009 um 15:06

 

Montenmedio/ Groß-Viegeln. „Sunshine Tour“ im Süden Spaniens, in Andalusien 2009. Holger Wulschner gehört zu den Stammgästen, die sich mit ihren eigenen und Kundenpferden auf die Grüne Saison vorbereiten wollen, besser als nirgendwo in Europa. Holger Wulschner, Freund des deutschen Mitorganisators für den nördlichen Bereich Europas, Herbert Ulonska, fuhr mit acht Pferden von der Ostsee nach Andalusien, 3.000 km, er wohnte im LKW. Der Nationen-Preis-Reiter Wulschner gehört 20 Jahre nach der Wende sicherlich zu den Gewinnern der deutschen Einigung. Er hat es geschafft – im Gegensatz zu vielen seiner Sattel-Kollegen der DDR.

 

Er bremst wie ein alpiner Rennläufer im Ziel elegant sein Gerät ab. Auf dem vorderen Blech des Mofas klebt  die Plakette „MZ“. „MZ“ stand mal für Motorenwerke Zschoppau im Erzgebirge, das Unternehmen stellte 1929 nicht weniger als 60.000 Motorräder der Marke DKW her, „MZ“ war der größte Motorradfabrikant der Welt. Mit „MZ“ kann Holger Wulschner nichts mehr anfangen. Und er weiß auch nicht, wer den Aufkleber auf das Schutzblech pappte. Holger Wulschner ist Jahrgang 1963, er ist der erfolgreichste Springreiter der ehemaligen DDR, und er hat es auch nach der Wiedervereinigung geschafft, einer der Besten im vereinten Deutschland zu bleiben.

 

Mit Missouri nach oben...

 

Der Brandenburger hatte in seiner Jugend das Glück - eine pferdebegeisterte Mutter mit Einfluss als Kreislehrmeisterin. Sie verhinderte, dass er in der ehemaligen DDR nicht eine Lehre zum Facharbeiter für Landmaschinen begann, sondern eine Ausbildung im Bereich Pferdezucht und Leistungsprüfung. Er fing in der LPG 120 Zäckericker Loose im Oderbruch die Lehre an, „5 km von Polen entfernt“. Wenn er zurückdenkt, dann war das so im Arbeiter- und Bauernstaat, wo der Reitsport mangels einer Perspektive um Medaillen längst abgeschafft war: „Auf privater Ebene wurde weiter gezüchtet, es wurde geritten – und es wurden die besten Pferde verkauft, im Jahr so zwischen 60 und 70, um nämlich Valuta ins Portemonnaie zu bekommen.“

 

1988 zog er nach Mücheln um, „weil ich sportlich weiterkommen wollte.“ 1989 kam er nach Schlaitz bei Bitterfeld, wo er auf den Pferdeverrückten Werner Rösch traf. Rösch, überzeugt vom Können des Holger Wulschner, erwarb für ihn den Mecklenburger Wallach Missouri, für angeblich 100.000 Mark. Geld war ja bekanntlich in der DDR zur Genüge da, doch man konnte sich dafür nichts kaufen. Mit dem sprunggewaltigen  Missouri hätte er die Berliner Mauer durchaus überspringen können, brauchte er jedoch nicht mehr.

 

Holger Wulschner hatte zusätzliches Glück, dass nach der Wende Missouri nicht in die Niederlande, Großbritannien oder in die USA verkauft wurde, sondern an den Kaufmann Herbert Herzog. Der hatte in Passin eine neue Anlage erworben, er übernahm mit Missouri auch Holger Wulschner.

 

„Mauerfall? – Ein Witz...“

 

Holger Wulschner, der am 8. Dezember 46 Jahre alt wird, lag an jenem 9.November 1989 zuhause auf dem Sofa. Als man ihn weckte und sagte, die Mauer in Berlin sei offen, dachte er: " Mauerfall? Das ist ein Witz.“

 

Nicht spektakulär, doch konstant ritt Wulschner nach oben. Auf Capriol gewann er 1996 in Balve Bronze bei der Deutschen Meisterschaft. Meister wurde Ulli Kirchhoff auf Jus de Pomme vor dem damals amtierenden Weltmeister Franke Sloothaak auf Weihaiwej. Als Wulschner noch in Balve Franke Sloothaak fragte, ob er bei ihm mal trainieren könne, antwortete der: „Da könnte ja jeder kommen...“ Dafür kam er mit Ulli Kirchhoff sofort klar. Der Olympiasieger von Atlanta 1996 half, wo er nur konnte. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

 

Silber holte Wulschner bei der nationalen deutschen Meisterschaft 1999, ein Jahr später gewann er in Hamburg auf Capriol das begehrte Blaue Band des Derbys, „so“, erzählte er nun, „jetzt geht es richtig los, dachte ich, jetzt werden auch die Sponsoren möglicherweise Schlange stehen -  es war nichts. Alles ging weiter wie bisher.“

 

Nun selbständig unweit der Ostsee

 

2003 verließ er den Stall Herzog in Passin und pachtete die Anlage des Steuer- und Wirtschaftsprüfers Wolfgang Grieger in Groß-Viegeln. Dort, zehn Minuten von der Ostsee entfernt, hat er ideale Bedingungen, einen Sand- und Rasenplatz, eine Rennbahn und eine Halle von 70 mal 30 m. 30 Pferde stehen in den Boxen, er gibt acht Menschen Arbeit, davon sind drei Bereiter. Lehrlinge stellt er keine mehr ein, „davon bin ich kuriert“, denn sie müssten frei haben, in die Berufsschule und wären kaum im Stall zu finden, „da hole ich mir lieber einen weiteren Bereiter.“ In Passin, gerademal 20 km vom Arbeitsplatz entfernt, wohnt er weiter.

 

Über den Umgang mit den Angestellten sagt er: „Ich weiß, wie es ist, täglich zwölf und mehr Stunden zu arbeiten. Deshalb werden meine Mitarbeiter auch  entsprechend bezahlt.“

 

Lob für Bundestrainer Otto Becker

 

Über den neuen Bundestrainer Otto Becker meint er: „Der hat Linie, ist ehrlich und erklärt auch, wie er sich alles vorstellt.“ Becker nenne beispielsweise die Kriterien für Championats-Nominierungen „so, dass jeder versteht, um was es geht“.

 

Und er sagt: „Für mich kam die Wende vor 20 Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt.“ An die drei Jahre will Holger Wulschner, der bisher 36–Mal für Deutschland ritt, noch auf dem hohen Niveau reiten, „dann  kümmere ich mich verstärkt um Ausbildung von Pferden und um die Zucht“.

 

Und auch das sagt er: „Früher in der DDR war nicht alles so schlecht, wie es gemacht wird – doch ich möchte jene Zeiten nicht zurück haben.“

 

 

 


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