Wenn "Sosti" am Mikro die Pferde durchgehen... |
Geschrieben von: Christoph Becker in FAZ |
Mittwoch, 31. Juli 2024 um 12:17 |
Für manche ist die Kombination aus Carsten Sostmeier ("Sosti" genannt) und Reitsport ein Höhepunkt bei Olympia. Anderen galoppiert der Kommentator viel zu abrupt ins Kleinhirn... Schon klar, Sie denken, Reporter bei Olympischen Spielen zum Beispiel in Paris hüpfen vom Eiffelturm mal eben an die Côte d’Azur zum Segeln und aus der Schwimmhalle an der Grande Arche just mal rüber nach Versailles, um bei den Pferden nach dem Rechten zu sehen. Tatsächlich aber werden die meisten von uns recht abrupt und ohne angemessene Vorwarnung aus unseren Routinen gerissen. Bestenfalls kündigt sich aus der Ferne Getrappel auf den Kopfhörern an und ein leises Schnauben vielleicht. Ein kurzer Blick auf die mittlerweile 146 offenen Tabs des Browsers schafft Sicherheit: Nein, Monty Python läuft da nicht, nirgends ein Ritter der Kokosnuss. Und dann, aus dem Nichts, ist er wieder da. Und seine Stimme flüstert, fleht und jault sich durch den Gehörgang: „Komm, Chipmunk, Burschi! Lass die Beine und lass deinen Reiter da oben im Sattel jetzt bloß nicht hängen! Kooooomm!“ Oha. Jetzt aber Ohren steifhalten. Augen zu und durch. „Reit! Du hast ihn vor dir, den Arc de Triomphe der goldenen Emotion!“ Bevor Sie sich fragen, wo der denn steht, der Arc de Triomphe der goldenen Emotion, geben wir einen Hinweis weiter, der dieser Tage in der U-Bahn durchgesagt wird. Es ist ja warm geworden in Paris, sehr warm. Also: genügend trinken. Schatten suchen. Hilft meistens. Hier nicht. Zu spät. „Holt euch die Krone der Reiterei! Holt euch Gold. Goooold!“ Wir blenden an dieser Stelle aus Anstand aus. Es gibt Menschen, die halten die Kombination aus Carsten Sostmeier und Reitsport für den Höhepunkt jedes Olympiasommers, für irgendeinen Arc de Triomphe, vermutlich den der Reitsportkommentierung. Ansichtssache. Anderen galoppiert Sostmeier alle vier Jahre so abrupt ins Kleinhirn, dass der Fluchtreflex nicht ausgeprägter sein könnte, würde eine britische Dressurreiterin mit Peitsche vor einem stehen. Und in dieser Saison treibt der Arc de Erregung auf der nach oben offenen Sostmeierskala auf besorgniserregende Werte zu. Abkühlung ist wirklich keine schlechte Idee. Und viel trinken. Wasser natürlich.
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