Erinnerungen an den CHIO in Aachen damals... |
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Geschrieben von: Max E.Ammann/ dl |
Samstag, 24. August 2024 um 17:15 |
Ittigen/ CH. Es ist manchmal schön und normal, dass ein Kenner vieler Jahre Turniersport in jeder Beziehung auch einmal den CHIO von Deutschland nachhält aus seiner Sicht, wie nun Max E.Ammann (86), der den Springreiter-Weltcup ins Leben rief, danach Direktor war, seit vielen Jahren Kunstsammler und Autor von Büchern ist – und doch auch immer Journalist blieb und seine Erfahrungen und sein Wissen weitergab - meist in der „PferdeWoche“ 1969 besuchte ich erstmals den CHIO in Aachen, das Internationale Offizielle Reit- und Fahrturnier von Deutschland. Dort traf ich vor allem Alan Smith vom Londoner «Daily Telegraph», mit dem ich bis zu dessen Tod Kontakt hatte. Mit ihm redete ich gerne über die alten, angeblich besseren Zeiten. Zählt man auch die Doppelveranstaltungen in den WM-Jahren 1978 und 2006 und berücksichtigt man die paar Jahre, als ich nicht in Aachen war, so sind es über 40 „Tschios“, wie ihn die Aachener nennen, bei denen ich dabei war. In diesen Jahrzehnten gab es Vieles, das sich geändert hat, verbessert oder verschlimmbessert, nicht zuletzt im Bereich der Pressebetreuung. Nun ist es nachweislich für die breite Öffentlichkeit nicht sehr interessant, darüber zu lesen, unter welchen Bedingungen die Journalisten arbeiten – sie sind dazu da, zu berichten, objektiv oder subjektiv. Aber gerade am Beispiel des CHIO Aachen mag es interessant sein, zu sehen, wie sich die Medienlandschaft im Pferdesport in den letzten 45 Jahren verändert hat: Bei der schreibenden Presse, dem Radio und beim Fernsehen. 1969 in Aachen waren die Presse-Arbeitsplätze oben im damals bescheidenen Richterhaus. Es gab ein beengendes Pressezentrum, links im Durchgang unter der Haupttribüne. Mirko Allgeier von der Reiter Revue herrschte über dieses Aachener Presse Imperium. 1978, als in der Soers einige Wochen nach dem CHIO noch die Springreiter-WM stattfand, wurde ausgebaut – leider nur auf den Platzbedürfnissen von 1977 basierend, ohne Rücksicht auf das spürbare Ansteigen des Medieninteresses. Dabei blieb es, bis der Aachen-Laurensberger Rennverein für die Weltreiterspiele von 2006 ein neues Adminstrations-, Richter- und Medien-Zentrum errichtete, das zumindest visuell der Bedeutung Aachens entspricht. Wer aber war 1969 als Journalist in Aachen akkreditiert? Es war eine weit repräsentativere Vertretung der deutschsprachigen Medien als heute. Die großen deutschen Zeitungen: Die Frankfurter Allgemeine, die Welt, die Süddeutsche, sie alle hatten ihren Pferdesportredakteur in Aachen. Heute ist es nur noch die FAZ. Die Bild-Zeitung hatte damals Bodo Müller und Kurt Peck, später Werner Kirschstein. Für die beiden großen Agenturen, dpa und sid, schrieben Gerd Lemke und Dieter Ludwig. Dazu kamen die Redakteure von Reiter Revue und Sankt Georg sowie einige Freie, wie Erika Andersen. Vom Fernsehen waren es Hans-Heinrich Isenbart, Arnim Basche oder Heribert Fassbender – alles bekannte TV-Persönlichkeiten. Aus der Schweiz war der damals dreimal wöchentlich erscheinende „Sport“ mit Fridolin Luchsinger und später mit Martin Born vertreten. Bereits einige Jahre später nahm der bereits schwächelnde „Sport“ den Aachener CHIO so auf die leichte Schulter, dass er mangels eines eigenen am Pferdesport interessierten Redakteurs, einer beim CSIO Luzern aufgegabelten Zufallsbekanntschaft die Aachener Berichterstattung überließ. Für die Neue Zürcher Zeitung fuhr jahrelang ihr Lokalredakteur mit Pferdesport Interesse, Peter Zimmermann, mit Frau, nach Aachen und da war, natürlich, Arnold Schumacher, primär für die damalige Nationalzeitung (seither Basler Zeitung) tätig. Die hellsten Leuchten unter den Schweizer Medien waren aber Karl Erb und Max Rüegger, die in der Soers auch zu exemplarischen Stadionsprechern wurden. Aus der Romandie kam François Achille Roch, aus dem Tessin der liebenswerte Dario Bertoni. Heute besteht die Schweizer Vertretung aus dem Duo Peter Wyrsch (Sportinformation) und Georges Zehnder (PferdeWoche), aus Alban Poudret als flächendeckendem Berichterstatter der welschen Schweiz sowie Rolf Gfeller vom Tagesanzeiger. Dazu Peter Jegen von der NZZ. Über die Berner Medien eine kleine Anekdote: Vor vielleicht 15 bis 20 Jahren wollte die Berner Zeitung über den in Ittigen bei Bern wohnenden Weltcup-Direktor eine Reportage bringen. Ein Anruf beim Schweizerischen Pferdesportverband, um meine Telefonnummer zu erfahren, stieß auf Unverständnis. Max E. Ammann, den kennen wir nicht. Als mir der BZ-Redakteur, nachdem er mich gefunden hatte, dieses Telefongespräch schilderte, meinte ich: Wahrscheinlich bin ich bekannter in Kasachstan oder Südafrika als in der Schweiz. In Frankreich war damals, 1969, die gesamte Pariser Presse am Pferdesport interessiert, inklusive l’Equipe, die vorzügliche Fachzeitschrift für Sport. Yves Hilaire schrieb fast täglich im Figaro und selbst Turf-Zeitschriften entsandten ihre Korrespondenten an Pferdesportanlässe, so Patrick Guillon. Vertreten waren die legendäre Fachzeitschrift l’Eperon und die neue, aktivere l’Information Hippique von Roger-Louis Thomas. Heute sind die französische Pferdesport-Journalisten rarer: Xavier Libbrecht, ein brillanter Schreiber und Fotograf, taucht nur noch bei Großanlässen auf. Da war auch Marie-Odile Desvignes, die Presse-Chefin der Springreiter-EM von 1985 in Dinard. Zu jener Zeit war die Presse-Betreuung bei Großanlässen des Öfteren ungenügend. Wie eingangs erwähnt: Auch Aachen bot knapp das Minimum, um den Journalisten ihre Arbeit zu ermöglichen. Marie-Odile, Angestellte des französischen Verbandes, setzte 1985 in Dinard neue Maßstäbe. Zwei Jahre später, 1987 in St. Gallen, als Presse-Chef, wollte ich diese New-Wave ausnützen. Ich erbat Marie-Odile als meine Assistentin. Als zweite Assistentin wollte ich die Presse-Chefin von Olympia, Liz Dudden. Aber ihr Boss, Raymond Brooks-Ward, fand es nicht opportun, seine englische Perle als Assistentin nach Europa zu entsenden. Immerhin war Raymond ehrlich genug, am Ende der St. Galler EM von 1987 zu bemerken, dass das Konzept einer internationalen Presse-Equipe sich bewährt habe. In den folgenden Jahren wurden immer wieder internationale Presse-Teams zusammengestellt. 1990 in Stockholm, bei den ersten Weltreiterspielen, bestand die fünf-köpfige Führungsequipe, neben Dutzenden von Freiwilligen, aus mir als Presse-Chef, Tessie Sjöstedt als schwedische Presse-Chefin, der Amerikanerin Jamie Saults, der Belgierin Edith de Reys und der Niederländerin Denise van der Net. ****************** Max E. Ammann, 86, der erst auf dem Totenbett verraten möchte, was der Buchstabe „E“ bedeutet, ist gelernter Kaufmann, arbeitete auch in Hamburg bei der Spedition Schwenker. Vater hatte ein Transportunternehmen und Obsthandel. Trat eine Lehre 1958 in der Westschweiz an, war Chefredakteur des Luzerner Tagblatts, ging 1964 in die USA und arbeitete als Auslandskorrespondent, schrieb auch Sportberichte. Ist der Erfinder des Springreiter-Weltcups. Der Schweizer war 25 Jahre lang Weltcupdirektor, er hatte den damaligen FEI-Präsidenten Prinz Philip von der Idee überzeugt und konnte Volvo für 20 Jahre als Hauptsponsor für das inzwischen weltumspannende Unternehmen gewinnen.Max E.Ammann ist teilweise querschnittgelähmt. Seit 1957. Nach eigenen Worten erlitt er bei der Ableistung seines Militärdienstes bei einer Funkabteilung der Schweizer Armee einen ganz selten vorkommenden „Rückenmarksschlag“, vergleichbar mit einem Gehirnschlag, nur eben im Nervengewebe der Wirbelsäule. Ein Jahr lang lag er in verschiedenen Kliniken, helfen konnte ihm niemand. Er ist verstärkt auf einen fahrbaren Rollstuhl angewiesen. Auf allen von ihm besuchten Turnieren der Welt wurde ihm immer unentgeltlich ein Golfmobil zur Verfügung gestellt - nur in Aachen nicht. DL
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