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Isabell Werth: "Helm oder Zylinder sollte jedem freigestellt werden..." PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Birgitt Popp/ PferdeWoiche/ DL   
Freitag, 09. April 2021 um 15:29

Rheinberg. Im Dezember 2020 wurde die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin und Weltranglisten-Erste Isabell Werth zur Präsidentin des «International Dressage Riders Club» (IDRC) ­gewählt, der weltweit die international aktiven Dressurreiter repräsentiert und dem Reitsportdachverband FEI angeschlossen ist. Die wortgewandte, examinierte Juristin ist die erste Deutsche, die an der Spitze der internationalen Interessenvertretung der Dressurreiter steht. Birgit Popp sprach für die PferdeWoche mit ihr.

 

Mit welcher Zielvorstellung haben Sie sich für dieses Amt zur Verfügung gestellt?

Isabell Werth: „Das war kein spektakulärer Schritt, das hat sich einfach so ergeben. Kyra Kyrk­lund wollte den Vorsitz abgeben und so stellte sich die Frage, wer das Amt übernehmen soll. Ich erachte diese Interessensvertretung als sehr wichtig, denn wir müssen als Reiter besser und frühzeitiger informiert werden und eine Einflussmöglichkeit haben und nicht nur am Ende mit den Entscheidungen der FEI leben. Auf mich alleine gestellt hätte ich das Amt nicht übernehmen wollen, da meine Zeit, die ich dafür investieren kann, begrenzt ist. Aber, nachdem Klaus Roeser bereit war, die Geschäftsführung zu übernehmen, stand dem nichts mehr im Weg. Damit ist die Geschäftsführung in professionelle Hände gelegt. Hinzu kommt, dass Michael Klimke das Amt des Schatzmeisters neu übernommen hat. Kyra Kyrklund wird sich als zweite Vorsitzende ebenfalls weiterhin für die Belange des IDRC einsetzen. Zum Executive Board, dem Präsidium, zählt außerdem Beatriz Ferrer-Salat aus Spanien, die gleichzeitig im FEI-Dressurkomitee sitzt und den Link hierzu darstellt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Oberstes Ziel ist, dass wir als Reiter frühzeitig in Themen eingebunden werden und somit die Meinung der Reiter in Entscheidungen miteinfließt. Wichtig dabei ist, dass Menschen im Präsidium und im Vorstand zusammenarbeiten, die sich möglichst regelmäßig auf Turnieren sehen, um sich dort zu besprechen, denn zu Hause sind wir mit der alltäglichen Arbeit so eingespannt, dass wir zum Gedankenaustausch kaum Zeit finden. Der internationale Springreiter-Club war in der Vergangenheit wesentlich besser aufgestellt als die Dressurreiter. Dorthin müssen wir als Dressurreiter auch kommen, und wir streben einen offiziellen Sitz im FEI-Dressurkomitee an.“

Einen ersten Erfolg hat der IDRC unter Ihrer Führung bereits Anfang des Jahres erzielt, als es um die Vergabe der Wildcards für den mittlerweile abgesagten Weltcupfinal der Dressurreiter in Göteborg ging.

I.W.: „Die Reiter waren von der Regeländerung mitten in der laufenden Weltcupsaison durch die FEI überrascht worden und fanden sie sportlich nicht gerechtfertigt. Alle drei Wildcards sollten ausschließlich mit Reitern aus der Westeuropaliga besetzt werden. Nun ist die FEI wieder zur alten Regelung zurückgekehrt, dass die gastgebende FN eine Wildcard vergeben kann und die FEI zwei, davon eine an einen Reiter, der gar nicht an den Weltcupqualifikationen teilgenommen hat.“

Bisher noch keinen Erfolg hatte der IDRC bezüglich der Helmpflicht im Grand Prix. Sehen Sie noch Chancen, dass sich noch einmal etwas ändert und während der Prüfung ein Zylinder getragen werden darf?

I.W.: „Das Thema soll bei der FEI-Generalversammlung 2021 erneut auf die Agenda. Das Argument, dass sich die Generalversammlung nicht wieder mit dem Thema befasst hat, war 2020, dass wir den Antrag zu spät eingebracht hätten. 2021 werden wir die Frist einhalten und hoffen, dass die nationalen Föderationen es absegnen werden. Wir sind nicht grundsätzlich gegen den Helm, aber wir möchten für die zehn Minuten im Viereck die Wahlfreiheit zwischen Helm oder Zylinder haben. Uns ist nicht bekannt, dass es während einer Grand-Prix-Prüfung bisher zu einem Unfall gekommen ist, der eine Helmpflicht rechtfertigen würde. Wir haben keine Einwände gegen die Helmpflicht auf dem Abreitplatz oder bei der Siegerehrung, wo mehrere Pferde auf dichtem Raum zusammenkommen. In der Prüfung sollte es aber jedem Reiter freigestellt sein. Die gewachsene, traditionelle Kombination von Frack und Zylinder drückt Eleganz aus und spielt in der Au?endarstellung unseres Sports eine große Rolle und ist ein Alleinstellungsmerkmal. Es gibt keinen Sicherheitsgrund im Grand-Prix-Sport, im Viereck während der Prüfung einen Helm zu tragen.“

Ein weiteres Thema ist die überraschende, verbindliche Einführung des Kurz-Grand-Prix bei den Weltcupqualifikationen ab der Saison 2021/2022.

I.W.: „Der Kurz-Grand-Prix war immer mal wieder diskutiert worden. Wir hatten auch schon einmal einen Kurz-Grand- Prix in den Weltcupqualifikationen, aber er hat sich nicht durchgesetzt und er brachte nichts an positiver Veränderung, beispielsweise bezüglich TV-Übertragung. Der neue Kurz-GP wurde mit dem Argument entwickelt, eine kurze Aufgabe für bestimmte Veranstaltungen zur Verfügung zu haben, wie zum Beispiel in London-Olympia, wo der Weltcup-Grand-Prix eine Abendveranstaltung ist und bei dem die Reiter nach ihren Ritten interviewt werden. Für diese Rahmenbedingungen wäre der Kurz-GP in Ordnung, sollte jedoch die Ausnahme bleiben. Nun wurde er aber zur Pflichtaufgabe für alle Weltcupqualifikationen gemacht, was nicht den Vorstellungen der Dressurreiter entspricht. Unser Anliegen ist es sicherzustellen, dass der Kurz-GP nicht generell den Grand Prix ablösen wird. Für schwächere Reiter ist er sogar schwieriger als der lange, da die Lektionen in sehr schneller Abfolge verlangt werden.“

Neues Mitglied des FEI-Dressurkomitees ist seit Herbst 2020 die deutsche Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu. Aus Ihrer Sicht sicherlich ein weiterer positiver Aspekt?

I.W.: „Auf jeden Fall! Ich freue mich, dass Monica nun im Komitee eine Stimme hat und dort ihre Kompetenz, Ideen und  Erfahrung einbringen kann. Aus sportlicher Sicht ist das Dressurkomitee gut besetzt. Auch der Vorsitzende Frank Kemperman ist diskussionsoffen. Am Ende haben wir alle das gleiche Ziel, unseren Sport weiter zu etablieren und auch in der Zukunft wettbewerbsfähig zu gestalten. Wir können aber das Rad nicht neu erfinden. Das Pferd gibt gewisse Vorgaben -  wir können nun mal keinen Salto mit ihm schlagen.“

Es wurde immer wieder diskutiert, auch im IDRC, das Richtsystem zu ändern oder grundsätzlich bei einer Zehn zu beginnen und davon abzuziehen, wie sehen Sie diese Punkte?

I.W.: "Ich denke, das bestehende Richtsystem ist grundsätzlich in Ordnung, dennoch sollten wir neuen Ideen und Vorschlägen gegenüber vor dem Hintergrund einer Weiterentwicklung immer offen sein. Für mich wäre es nicht der richtige Schritt, von der Zehn herunterzurichten, sondern es erscheint mir logisch, von einer Sieben aus je nach Leistung, Qualität und Fehlern nach oben oder nach unten zu gehen. Generell bin ich der Meinung, man kann das Richten nicht so mathematisieren und kategorisieren, wie einige Theoretiker dies gerne täten. Was ich allerdings sehr positiv sehe, ist das geplante Video-Handbuch, in dem man visuell darstellen kann, welche Ausführung einer Lektion mit welcher Note bewertet werden sollte. Es wäre sicherlich wichtig und hilfreich als zusätzliches Schulungsmaterial für unerfahrene Richter neben den Ausführungen im FEI-Reglement, dem bestehenden, gedruckten Handbuch und dem «Code of Points». Bei der Schulung und Ausbildung der Richter müssen das Pferd und seine Bewegungsabläufe immer als Ganzes gesehen und bewertet werden, und man darf sich bei der Beurteilung nicht zu sehr in Teilaspekte verlieren."

Haben sich aus Ihrer Sicht die vor einigen Jahren getroffenen Entscheidungen für halbe Noten und sieben Richter bei Championaten bewährt?

I.W.: "Ja, bei sieben Ergebnissen kann das einzelne nicht so viel beeinflussen. Ich denke auch, dass sich die halben Noten gut etabliert haben.".

Durch den verheerenden Ausbruch des Herpesvirus bei der Turnierserie im spanischen Valencia Anfang März wurden von der FEI alle Turniere bis zum 11. April abgesagt. Aus Ihrer Sicht korrekt?

I.W.: "Nach den ohnehin schwerwiegenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hat uns die aktuelle Situation mit der furchtbaren Herpes-Pandemie überholt. Wir können nur hoffen, dass sich die Lage beruhigt und das oft tödliche Virus, das durch Mutation noch aggressiver als bisher sein soll, nicht weitergetragen wird. Die Absage aller Turniere war die einzige Möglichkeit, dass der Albtraum ein möglichst schnelles Ende findet. Meine Pferde sind alle gegen das Herpesvirus geimpft und ich kann mich nur dafür einsetzen, dass diese Impfung für Turnierpferde zukünftig genauso zur Pflicht wird, wie es die Impfung gegen Influenza bereits ist."

Ihre Doppelweltmeisterin Bella Rose hatte 2020 keinen Turnierstart. Wie geht es ihr? Planen Sie sie für die Olympischen Spiele ein?

I.W: "Ihr geht es sehr gut, und ich bereite sie Richtung Grüne Saison vor. Ursprünglich war angedacht, mit ihr an einem Kaderlehrgang in Warendorf teilzunehmen, aber durch den Herpes-Ausbruch ist dieser abgesagt, aber ich baue sie nun weiter für die ersten Turniere im April und Mai auf. Sie ist nach wie vor das Maß aller Dinge in meinem Stall!"

Welches Gefühl ist es für Sie, vor leeren Rängen an den Start zu gehen?

I.W.: "Ich blende es möglichst aus. In der Kür ist es allerdings ein etwas komisches Gefühl, da fällt es mehr auf, dass keine Stimmung in der Halle herrscht."

 


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