Deutsche Vielseitigkeits-Reiter sicherten sich Nationen-Preis in Boekelo |
Geschrieben von: FN-Press/ Uta Helkenberg/ DL |
Sonntag, 13. Oktober 2019 um 18:21 |
Boekelo/ Niederlande. Die deutsche Equipe gewann im niederländischen Boekelo bei Enschede den Nationen-Preis der Vielseitigkeitsreiter, den gleichzeitig noch zu vergebenden Startplatz bei Olympia in Tokio 2020 sicherte sich die Schweiz.
Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben nach den Nationenpreisen in Houghton Hall/GBR, Strzegom/POL und Waregem/ Belgien auch das im Olympiamodus 2020 ausgetragene Nationenpreis-Finale im niederländischen Boekelo gewonnen. Mit Abstand verwiesen Sandra Auffarth, Michael Jung, Ingrid Klimke und Reservereiterin Anna Siemer die Teams aus Australien und Japan auf die Plätze. „Vier Starts – vier Siege, was wollen wir mehr. Im Grunde sind es sogar sechs Starts und sechs Siege, wenn man Aachen und die Europameisterschaften mitrechnet“, sagte Bundestrainer Hans Melzer strahlend nach dem Erfolg seiner Mannschaft. In der Gesamtwertung der Serie, die insgesamt sieben Stationen umfasste, belegte Deutschland den vierten Rang.
Bis zur letzten Starterin sah es in Boekelo sogar nach einem deutschen Doppelsieg aus. Sandra Auffarth (Ganderkesee), die nach Waregem zum zweiten Mal den früher von Marina Köhncke gerittenen Holsteiner Let’s Dance (v. Lancer II) in einem Nationenpreis vorstellte, lag nach Dressur und Geländeritt in Führung. Ein Abwurf im Aussprung der Dreifachen Kombination als vorletzter Hürde kostete sie jedoch die Spitzenposition. Sie wurde mit 28,9 Minuspunkten Vierte. Am selben Hindernis hatte es zuvor schon ihren Teamkollegen Michael Jung (Horb) mit Teampferd Rocana FST (v. Ituango xx) erwischt, in der Endabrechnung wurde er Fünfter (30,1). Und auch Doppeleuropameisterin Ingrid Klimke (Münster), die wie ihre Teamkollegen mit ihrem Nachwuchspferd Asha P (v. Askari) das Gelände fehlerfrei absolviert hatte, kam nicht ganz ungeschoren aus dem Parcours. Sowohl am Einsprung in die Dreifache Kombination, als auch am letzten Sprung fiel die Stange. 35,1 Minuspunkte bedeuteten Platz 18 für die Reitmeisterin und ihre Vorjahresweltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde. Dank des gewaltigen Vorsprungs des deutschen Trios nach Dressur und Gelände spielten die Strafpunkte im Parcours jedoch keine Rolle. Mit nur 94,1 Minuspunkten war der Mannschaft der Sieg nicht zu nehmen. Australien folgte mit 123,5, Japan mit 124,2 Minuspunkten.
Das Podium in der Einzelwertung wurde besetzt durch die Britin Laura Collett und den Australier Chris Burton, die beide mit Holsteinern an den Start gingen und jeweils 26 Minuspunkte erzielten. Wegen des besseren Geländeergebnisses ging der Sieg an die Britin und ihren Landos-Sohn London, Burton wurde mit Clever Louis (v. Cyrkon) Zweiter. Auf dem dritten Platz landete Michael Jung mit Creevagh Cooley (28,1). Jung, der mit insgesamt drei Pferden in Boekelo am Start war, belegte darüber hinaus Platz zwölf mit Highlighter. „Es ist gut, dass wir hier starteten. Die Prüfung war mit 97 Teilnehmern und zwölf Mannschaften top besetzt. Mit den Leistungen können wir jetzt deutlich entspannter ins kommende Olympiajahr schauen“, sagte Hans Melzer. Mit ihren Ergebnissen konnten sich nicht nur Rocana FST, Creevagh Cooley, Highlighter, Let’s Dance und Asha P die notwendige Qualifikation für einen Fünf-Sterne- und Championatsstart sichern, sondern auch Anna Siemers Betel’s Bella. Als Reservereiterin kam die Salzhausener EM-Teilnehmerin zwar nicht zum Einsatz. Mit nur Zeitfehlern in Gelände und Springen hätte allerdings auch ihr Ergebnis von 36,2 Minuspunkten (Platz 21) am Ende zum deutschen Mannschaftssieg gereicht.
Erfolgreicher Olympiatest
In Boekelo machten Neuseeland im Gelände, Frankreich und Irland im Springen davon Gebrauch. Ein Ausfall in Dressur und Springen kostet jeweils 100, im Gelände 200 Strafpunkte. Dabei kann ein im Gelände ausgeschiedenes Paar fürs Springen wieder zugelassen werden – allerdings startet es dann nur noch fürs Team. Auch diese Fälle wurden Boekelo getestet. Lediglich in der Einzelwertung bleibt im Grunde alles beim Alten.
„Aus unserer Sicht ist der Modus keine gute Lösung, aber das wird nun eben so gemacht. Der Deal mit dem IOC ist es, mehr Nationen am Start zu haben. Wer allerdings eine Medaille haben will, für den spielt das Reglement im Grunde keine Rolle. Dafür braucht man drei Reiter im Ziel – und das möglichst fehlerfrei. Das neue Reglement ist nur insofern entscheidend, um bei Problemen dennoch ein Team ins Ziel zu bekommen“, sagte Prof. Dr. Jens Adolphsen, Vorsitzender des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) und Equipechef der deutschen Mannschaft in Boekelo. „Die Gespräche unter den Chefs d‘Equipe hier in Boekelo waren sehr konstruktiv. Es wurden alle Eventualitäten durchgespielt und noch vorhandene Unklarheiten beseitigt. Bis Ende des Jahres soll das Reglement entsprechend angepasst werden.“ Einig sei man sich gewesen, dass die Möglichkeiten, das neue Reglement taktisch zu nutzen, minimal seien, so Adolphsen: „Wir wollen keine solchen Boxenstopp-Strategien haben wie in der Formel eins.“ |