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Ein Urteil ohne Warnsignal - Sperre eines Distanzreiters für 20 Jahre PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 14. Juni 2020 um 14:57

Lausanne. Die juristische Kommission des Reiterweltverbandes (FEI) sperrte nun einen Scheich und Distanzreiter wegen Dopings für 20 Jahre – damit ist dem Sport und schon gar nicht dem Pferd geholfen. Das Pferd in dieser sogenannten Disziplin hat keinen Fürsprecher, ändern wird sich deshalb nichts…

 

 

Im Strafenkatalog Ende 2018 listet der Internationale Reitsportverband (FEI) 42 Fälle auf, davon allein 24 aus dem Distanzreiten, mehr als die Hälfte. Der Ausdauersport mit Pferden, nicht einmal eine Randsportart, brachte die Gilde bisher fast ausschließlich negativ in die Schlagzeilen, wenn überhaupt. Zu lesen  war eher  meist von geschundenen Tieren, die teils unterwegs auf oft 160 km-Strecken zusammenbrachen, manchmal verendeten und gar im Sand verscharrt wurden, wie ein bekannter niederländischer Tierarzt von Rennen aus Wüstenstaaten  zu berichten wusste, und der dort auch sein Amt niederlegte.

Die schauerlichen Bilder und Horrorerzählungen hatten alle ihren Ursprung im arabischen Raum, wo Distanzreiten vor allem von Scheichs und ihrer Verwandtschaft gepflegt wird. Und wo hinter Sanddünen leichter zu manipulieren ist als zum Beispiel in Europa. Die Weltreiterspiele 2018 in Tryon/ USA hellten den Ruf nicht auf, ein Pferd musste wegen angeblicher Nierenprobleme eingeschläfert werden, nicht weniger als 53 kamen statt in ihre Box in eine Klinik, zu Ende geführt wurde der Wettbewerb nicht bei den Chaostagen dieser Veranstaltung. Vier Jahre davor in der Normandie lautete die Bilanz: Ein totes Pferd, von 33 Teams kamen drei in die Wertung, 172 Starter – nur 38 im Ziel…

 

Wann Distanzreiten zum Sport erklärt wurde, steht nicht fest. Distanzreiten wurde vor allem von den Militärs geübt und ausgetestet, zum Leid der Tiere. Das längste bekannte Rennen war 1892 der Ritt von Wien nach Berlin bzw. Wien - Berlin über 572 km, praktisch ohne Pause. Insgesamt gingen während und auch noch nach Ende des Marathonreitens nicht weniger als 25 Pferde ein. Mit der Technisierung des Militärs schwand bei den Uniformträgern das Interesse am Pferd. Und damit auch an solchen brutalen Gewaltritten.

Distanzreiten wäre wahrscheinlich heute nichts anderes als Hobbyreiten in der Natur, mal über kürzere Strecken, mal je nach Gusto und Kondition weiter. Doch irgendwann entdeckten die Scheichs neben den Ölquellen diese Freizeitunterhaltung über längere Strecken. Dank der Petrodollars versorgte sich vor allem die Maktoum-Dynastie der Vereinigten Arabischen Emirate mit dem für sie und der entsprechender Einstellung zum Tier mit diesem Gerät. Pferde mit hohem Blutanteil wurden in der ganzen Welt zusammengekauft. Leicht und genügsam sollten sie sein, mit denen die Wüstensöhne durch die Sandwüsten zum Hobby und auch aus Langeweile getragen werden wollten. Dem Vernehmen nach sollen in den Stallungen von Mohammed Ibn Rashid Al Maktoum (71) inzwischen nicht weniger als 700 Distanzpferde stehen. Die reinen Galopper stellen für Araber einen Wert dar, Distanzpferde nicht. Und bei Veranstaltungen im Wüstensand am Arabischen Golf lockt vor allem Geld, das nur dort in diesem Maße zu holen ist. Wohl deshalb hält sich die übrige Distanzreiterwelt mehr als bedeckt mit Kritik.

Erste offizielle Weltmeisterin wurde 1986 in Rom die Amerikanerin Cassandra Schuler, danach 1988 und 1990 sowie auch 1992 Becky Hart, eine knochige, dürre Amerikanerin. Unvergessen für viele Beobachter die letzten 100 m der beiden auf wankenden Beinen bei den ersten Weltreiterspielen 1990 in Stockholm, als im Fußball-Stadion niemand so genau wusste, wer stützt wen, der arabische Wallach Grand Sulton, die Reiterin neben sich zu Fuß, oder umgekehrt. Ein Bild voller Leid, geradezu erbärmlich. Eine strahlende Weltmeisterin stellt man sich anders vor.

Bei den Weltreiterspielen 2002 in Jerez de la Frontera in Andalusien griffen die Scheichs erstmals voll an. Weltmeister wurde Jung-Scheich Ahmed Bin Mohammed Al Maktoum. Als er später gefragt wurde, was er denn zu seinem Pferd sagen könne, kam er ins Stammeln und gestand, er habe erstmals beim Wettbewerb auf Bowman gesessen… Scheichs bilden eben nicht selbst aus, dafür hat man ja gut bezahlte Angestellte. 2010 in Kentucky belegte der Hausherr mit seinen Söhnen den ersten Platz bei den Weltreiterspielen, zum Medaillenempfang schickte der Herrscher von Dubai Mohammed Ibn Rashid Al Maktoum andere, die Ehrung war wohl unter seiner Würde, bereits da hätte der Weltverband vorstellig werden müssen. Doch er knickte ein, wie so oft davor und später.

Doch es waren und sind nicht die bisherigen Extravaganzen aus dem Hause Maktoum, die auffielen und zu Verärgerungen führten, es sind einfach Dopingfälle, von anderen Vorkommnissen erfährt die Welt da draußen außerhalb des Imperiums sowieso nichts oder wenig. Positive Dopingfälle werden nur nach offiziellen Wettbewerben aufgrund der Untersuchungen publiziert. 

Es ist nicht nur Missbrauch der Pferde wegen Medikation oder Doping, was Distanzreiten in Verruf brachte, es häufen sich andere miese Fälle durch Teilnehmer an solchen Veranstaltungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar oder Bahrein. Laut angeprangert werden Doping, Korruption, Betrug, Pferde, die nach Beinbrüchen aufgrund von Ermüdungen eingeschläfert werden mussten.

Nun hat die juristische Kommission der FEI ein Rekordurteil verhängt, für nicht weniger als 20 Jahre ausgeschlossen wurde von allen Wettbewerben dieser Art Abdul Aziz Bin Faisal Qasimi (Vereinigte Arabische Emirate), die Sperre endet am 2. Juni 2040, dann ist der Scheich 50 und kann wieder weitermachen. Bis zum Urteilsspruch dauerte es nicht weniger als vier Jahre. Der Araber hatte am 15. Oktober 2016 in Fontainebleau/ Frankreich beim Wettbewerb über 160 km den zehnjährigen holländisch gezogenen Wallach Contraband zu Tode geritten. Der Schimmel zog sich während des Wettbewerbs einen offenen Bruch des rechten Vorderbeins zu und musste eingeschläfert werden. Wie die Dopingprobe ergab, hatte das Pferd das verbotene Medikament Xylazin im Blut, mit diesem verbotenen Beruhigungsmittel werden Schutzfunktionen bei Schmerzen überdeckt, wie Übermüdung zum Beispiel, was letzten Endes zum Übermüdungsbruch des Vorderbeins des Schimmels führte.

Was der Schimmel Contraband bis zu seinem Zwangstod durchlitten hat, ist nicht aufgelistet. Der Wallach war zunächst in Australien erfolgreich gegangen, dabei 2013 drei Rennen über dreimal 120 km, 2014 gewann er mit der Australierin Jennifer Annets in Sydney die Konkurrenz über 160 km, lief ein Jahr danach in Europa mit zwei Reiterinnen und einem Reiter über insgesamt 410 km, und hatte 2016 mit Harriet Loder (Großbritannien) und dem Scheich je einen Start über 80 auf der englischen Insel und eben letztmals in Fontainebleau über 160 km.

Die FEI meint, das Urteil sende ein Signal aus zum Wohle des Pferdes und gegen Missbrauch. Ein erwartetes Echo weltweit blieb bisher aus.

 


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